Rede des BLM-Präsidenten Siegfried Schneider zur Verabschiedung des BLM-Geschäftsführers Martin Gebrande am 19. Juli 2019
Sehr geehrter Herr Gebrande,
nun habe ich die große Ehre und Freude, Ihnen an dieser Stelle persönlich zu danken für die fast acht Jahre angenehmer und vertrauensvoller Zusammenarbeit hier in der Landeszentrale!
Unsere erste Begegnung liegt allerdings noch etwas länger zurück – es war 2008, als ich als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung in den Medienrat der BLM kam. Schon im Grundsatzausschuss war es damals oft so: Wenn es eng, wenn es diffizil wurde, dann war Herr Gebrande gefragt. Ich muss zugeben, das hat sich bis heute aus guten Gründen nicht entscheidend geändert. Erlauben Sie, dass ich nur stichpunktartig ein paar Eigenschaften heraushebe, die ich an Ihnen über die Jahre kennen und schätzen gelernt habe:
Sie waren und Sie sind, lieber Herr Gebrande, das analoge Elefanten-Gedächtnis der BLM. Ganz egal, ob es um ein Detail aus dem Dritten Rundfunkänderungsstaatsvertrag, um Querelen rund um die Talkshow- und Big-Brother-Debatten in den 90ern, komplizierte Beteiligungsverhältnisse oder technische Entwicklungen geht – Ihr Wissen und Ihr Erinnerungsvermögen ist nicht nur beeindruckend, es trügt auch nicht, es ist juristisch genau und immer korrekt.
Man kann es auch so zusammenfassen: Fast 30 Jahre intensive Beschäftigung mit der bayerischen, aber auch bundesweiten privaten Rundfunklandschaft sind nicht spurlos an Ihnen vorüber gegangen. Dennoch hatten Sie – was man ja gar nicht glauben kann – auch ein Leben vor der BLM:
Am 1. Mai 1990 kamen Sie – als Volljurist und mit Zusatzstudium in Verwaltungswissenschaften – aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, wo sie unter anderem als Persönlicher Referent des Staatssekretärs und Pressesprecher tätig waren, in die BLM. Bei uns waren Sie nicht nur fast 30 Jahre lang Geschäftsführer, Sie hatten auch viele Zusatzfunktionen, etwa als Vorsitzender des Finanzausschusses der AFK [MEDIA SCHOOL BAYERN] GmbH, als Mitglied des Vorstands Landesmediendienste Bayern e.V., als Mitglied im Vergabeausschuss des FFF Bayern, als Mitglied im Präsidium der Bayerischen Akademie für Fernsehen oder im Verwaltungsrat der ABP.
Kein Wunder – haben Sie doch mehr als zwei Drittel Ihres Berufslebens „in der Anstalt“ verbracht. Sie haben zwei BLM-Präsidenten – Prof. Wolf-Dieter Ring und in den letzten acht Jahren mir – den Rücken frei gehalten. Ich habe das Tagesgeschäft bei Ihnen immer in guten Händen gewusst: sei es bei unserer wöchentlichen Fachbesprechung, die Sie regelmäßig durch den ein oder anderen trockenen Spruch aufgelockert haben, oder wenn es darum ging, die Sitzungen der bundesweiten DLM/ZAK inhaltlich vorzubereiten, an denen wir grundsätzlich beide teilgenommen haben
Dass die BLM heute – nach fast schon 35 Jahren als öffentlich-rechtlicher Träger einer bundesweit einzigartigen lokalen und regionalen privaten Rundfunklandschaft – so gut da steht, ist nicht zuletzt auch Verdienst Ihres Arbeitsethos‘ und Verhandlungsgeschicks. Streit wo notwendig, Prinzipien wo sinnvoll, Härte und Strenge in der Debatte – aber in all den notwendigen Auseinandersetzungen gleichzeitig empathisch, so habe ich Sie in vielen gemeinsamen Sitzungen und Verhandlungen erlebt. Ihre Fähigkeit, Positionen, auch Maximalpositionen, zu vertreten, und dabei gleichzeitig politisch geschickt, ergebnis- und konsensorientiert zu agieren, zeichnet Sie aus.
Konzepte für die Zukunft des lokalen Hörfunks und Fernsehens, technische Fragen von der Satellitenverbreitung bis zu DAB+, Programmqualität, Aus- und Fortbildung, Forschung, Jugendschutz oder Medienpädagogik – Sie konnten in Ihrer Zeit bei der Landeszentrale viele verschiedene Themen gestalten. Persönlich habe ich Ihre Fähigkeit und Bereitschaft zuzuhören, Ihre Analyse, Ihre differenzierte Auseinandersetzung auch mit neuen Themen und Ihren leidenschaftlichen Einsatz für alle Belange der Landeszentrale sehr geschätzt. Dabei haben Sie mir nie nach dem Mund geredet. Gerade deshalb war und ist Ihre Loyalität, Ihre Fähigkeit, Entscheidungsprozesse zu begleiten und Entscheidungen – auch wenn Sie sie vielleicht anders getroffen hätten – mitzutragen und umzusetzen, bemerkenswert. Sich nicht nach vorne zu drängen, aber immer präsent zu sein, ist eine Kunst, die so nicht viele beherrschen.
Und noch ein letzter Punkt, den ich einfach erwähnen muss: Martin Gebrande war und ist Meister der Mappen in der BLM. Es soll vorgekommen sein, dass zeitweise weder er, noch das Gemälde über seinem Schreibtisch angesichts der Aktenberge zu sehen war – bis die Mappen über ihm zusammenstürzten… Ja, lieber Herr Gebrande, Ihre fast lustvolle Hingabe zur Aktendurchsicht ist legendär. Und: Was Sie abzeichnen, ist wasserfest, darauf kann man sich verlassen. Auf die Sorgfalt anderer verlassen Sie sich dagegen weniger gern – und das haben Bereichsleiter manchmal auch genutzt…
Verehrter Herr Gebrande – es ist ein Naturgesetz: bei seiner Verabschiedung bekommt man mehr Lob als im gesamten Berufsleben… Dennoch will ich es jetzt gut sein lassen. Ich hoffe aber, es ist deutlich geworden: Ihre Sachkompetenz und Ihre Menschlichkeit werden fehlen. Ich denke, da spreche ich für alle hier im Saal.
Was Ihre persönliche Zukunft betrifft, müssen wir uns – davon bin ich überzeugt – keine Sorgen machen. Ich denke, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage: Sie verlassen die BLM vorzeitig, auf eigenen Wunsch, um mit Ihrer Frau, die ebenfalls in den Ruhestand geht, viel gemeinsame Zeit zu verbringen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie nach einem erfüllten Berufsleben die neue Lebensphase genauso aktiv genießen zu können – als Persönlichkeit mit vielen Interessen auch abseits der bayerischen Medienlandschaft, von der Oper bis zum Wandern, als Ehemann und Vater, und als engagierter Christ. Dafür alles Gute, Gottes Segen, Gesundheit und Glück!
Als kleines Zeichen der Dankbarkeit darf ich Ihnen und Ihrer Frau nun ein praktisches Präsent überreichen:
Wir haben Sie zu Ihrem 60. Geburtstag und anlässlich Ihrer Eheschließung jeweils zu einem Opernbesuch eingeladen. Heute geht es um das leibliche Wohl – aber weniger im kulinarischen, sondern mehr im sportlichen Sinne.
Wir wissen um Ihre Wanderleidenschaft, speziell in den sonnigen Bergen Südtirols. Damit Sie und Ihre Frau stets sicher in den Bergen unterwegs sein können und immer gesund zurückkommen, darf ich Ihnen beiden nun erstklassige Wanderstöcke mit einem echt bayerischen Brotzeittuch (Pschorrtüacherl) überreichen.