Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur Eröffnung des Lokalrundfunktags am 06.07.2021
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Herrmann, lieber Florian,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zum ersten hybriden Lokalrundfunktag in Nürnberg – hier vor Ort im wunderbaren Großen Saal des Alten Rathauses bzw. im Büro oder im Home Office an den Bildschirmen daheim!
Die Stadt Nürnberg hat es möglich gemacht: Nach über einem Jahr ausschließlich digitaler Veranstaltungen können wir uns 2021 zumindest in kleinerem Kreis wieder live begegnen – selbstverständlich mit ausgefeiltem Hygienekonzept (3 Gs) und ohne die große Party. Trotzdem: Es ist großartig, wieder hier vor Ort zu sein, sich auszutauschen und das Flair der Frankenmetropole zu genießen! Ein großes Wort des Dankes an die Stadt und an Sie, lieber Herr Oberbürgermeister König, dass wir den Lokalrundfunktag in dieser Form realisieren konnten!
Wir haben uns für heute Nachmittag ja einiges vorgenommen: Inhaltlich steht der Lokalrundfunktag unter dem Motto „Innovationen für die digitale Zukunft im Lokalen“. Auch wenn das letzte Jahr bestimmt nicht leicht war für die Branche, können wir positiv in die Zukunft schauen. Schließlich ist Audio so beliebt wie noch nie! Davon können nicht zuletzt die lokalen Radiostationen profitieren. Und auch bei den lokalen TV-Sendern hat die Pandemie viel Potenzial geweckt.
Meine Damen und Herren, ich werde im Herbst das Amt an meinen Nachfolger Herrn Dr. Schmiege übergeben. Erlauben Sie deshalb, dass ich heute auch ein wenig Bilanz ziehe: Wie stehen die lokalen Hörfunk- und Fernsehsender im Freistaat aktuell da? Wie stellt sich die Branche in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung auf? Und wie kommt sie möglichst gestärkt aus der Krise?
Lokaler Rundfunk in Bayern ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte. Das unterstreichen auch die aktuellen Ergebnisse der Funkanalyse Bayern 2021 Hörfunk – ich denke, soviel darf ich der Präsentation von Herrn Dr. Ecke vorwegnehmen... Lokaler Rundfunk bedeutet Heimat. Lokaler Rundfunk bedeutet Identität. Lokaler Rundfunk ist Anker im Alltag. Gerade in der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie hat der Lokalrundfunk seine Systemrelevanz bewiesen. Lokale Sender haben nicht nur über die Entwicklungen vor Ort berichtet. Sie haben auch gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, Zusammenhalt gestaltet, vielfältige und hoffnungsvolle Impulse gesendet. Wie viel preiswürdiger Inhalt, wie viel Public Value dabei herausgekommen ist, werden wir heute am späten Nachmittag bei der Verleihung der BLM-Preise für Hörfunk und TV sehen.
Mein ganz herzlicher Dank an alle lokalen Sender von Berchtesgaden bis Aschaffenburg, von Hof bis Lindau für ihr großes Engagement und ihre großen Leistungen – gerade in dem langen zweiten Lockdown, aber auch in den letzten zehn Jahren insgesamt! Gemeinsam ist es uns gelungen, die digitale Transformation voranzutreiben, ohne das Lokale, unsere Wurzeln, aus den Augen zu verlieren.
Das Radio der Zukunft ist digitalterrestrisch – aus dieser Überzeugung heraus habe ich in den vergangenen zehn Jahren alles dafür getan, gemeinsam mit dem Freistaat und den Sendern DAB+ in Bayern voranzubringen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres ist das DAB-Konzept der Landeszentrale nun voll umgesetzt: Alle UKW-Stationen sind auch über DAB+ zu empfangen. Umso mehr freue ich mich, wie gut DAB+ bei den bayerischen Hörerinnen und Hörern ankommt. 42 Prozent der bayerischen Bevölkerung haben Zugang zu DAB+ - und mehr als ein Viertel schaltet im Schnitt täglich auch Digitalradio ein. Mit diesen hervorragenden Zahlen hat DAB+ in Bayern ein neues Etappenziel im Digitalisierungsmarathon erreicht: Der Markterfolg von DAB+ zeigt, dass der bayerische Weg erfolgreich und zielführend ist. Knapp 10 Jahre nach dem Start von DAB+ ist der „Point of no return“ mehr als erreicht.
Ich wünsche der Radio-Branche von ganzen Herzen, dass das auch in Zukunft gelingt! Mir persönlich war es immer eine große Freude, mit Ihnen, den engagierten und leidenschaftlichen Macherinnen und Machern zusammenzuarbeiten. Doch sind diese Vielfalt und dieses tolle inhaltliche Angebot keine Selbstläufer.
Denn leider schlägt sich die hohe Nutzung unserer lokalen Radiosender in der aktuellen Situation nicht in hohen Erlösen nieder. Die Branche geht aufgrund von Werbeeinbrüchen und des Wegfalls von Events durch schwierige Zeiten. Hier geht mein großer Dank an den Freistaat Bayern und ganz besonders an Staatsminister Dr. Florian Herrmann: Gemeinsam konnten wir seit Beginn der Pandemie – neben den Geldern der Corona-Bundeshilfen – über vier Millionen Euro an Hilfszahlungen für den lokalen Rundfunk in Bayern bereitstellen.
Zwar konnten sich die Anbieter mit Unterstützung von Freistaat, BLM und Bundeshilfen vergleichsweise gut behaupten. Die Situation bleibt aber für manche herausfordernd… Es gilt, lokale Vielfalt auch in Zukunft zu bewahren und zu fördern – eine große Herausforderung auf einem immer ausdifferenzierteren Audio-Markt. Der Streaming-Konkurrenz mit geeigneten Angeboten und neuen Geschäftsmodellen begegnen zu können, erfordert Kreativität und Kooperation. Die BLM wird sie – gemeinsam mit ihren Töchtern – auch weiter bestmöglich unterstützen. Wir haben deshalb dazu eine „AG Audio 2025“ gestartet, die Maßnahmen diskutieren und entwickeln soll, wie sich der lokale Hörfunk künftig aufstellen muss. Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen: Regionale Synergien und gemeinsame Plattformen – etwa in Gestalt einer Medienplattform Bayern – könnten dabei ein Weg sein.
Das gilt natürlich für das lokale Fernsehen ganz genauso. In diesem Sinne haben wir uns im Frühjahr – gemeinsam mit den Sendern – auf ein neues Satellitenkonzept verständigt. Unter dem Motto „weniger Satellit – mehr Inhalte und Qualität“ laufen die 14 Lokal-TV-Programme seit 1. Juli nicht mehr über zwei, sondern nur noch über einen Satellitentransponder. Die durch diese Reduktion eingesparten Kosten werden eins zu eins in die Qualität der Inhalte investiert und kommen so weiter in vollem Umfang dem lokalen Fernsehen zugute. Herzlichen Dank an den Bayerischen Landtag für diese Unterstützung!
Technisch bedeutete die Satellitenreduktion, dass in einigen Regionen ein Transponderwechsel nötig war. Es sind drei neue Programmplätze entstanden: „Franken plus HD“ (Franken Fernsehen, TV Oberfranken und TV Mainfranken), „OTVA HD“ (TVA Ostbayern und Oberpfalz TV) und „Niederbayern TV HD“ (Zusammenstellung unverändert: Deggendorf-Straubing, Passau und Landshut).
Die Angebote aus dem Regierungsbezirk Schwaben a.tv, sowie allgäu.tv und Regio TV Schwaben haben sich zum Programm „a.tv HD“ zusammengeschlossen und werden auf dem bisherigen Kanal von a.tv ausgestrahlt. Unverändert bleibt die Satellitenverbreitung für münchen.tv und tv.ingolstadt.
Für das Regional Fernsehen Oberbayern wird bereits eine neue Ära eingeleitet: Im Rahmen eines Pilotprojektes wird für dieses Programm auf die Verbreitung über Satellit verzichtet. Die Verbreitung von rfo wird nur noch über Kabel und über das Internet verbreitet. Dieser Umstieg wird entsprechend gefördert und von uns inhaltlich begleitet.
Die Einsparungen in der Satelittenverbreitung eröffnet neue inhaltliche Möglichkeiten für die Sender.
Ein Blick auf die Zahlen belegt dies deutlich: Geplant sind 27 neue lokale Sendeformate. Die 14 Lokal-TV-Anbieter in Bayern können damit insgesamt 1.000 betraute Sendeminuten mehr pro Woche produzieren. Nicht zuletzt stärken wir die Barrierefreiheit im Lokalfernsehen: pro Jahr sind 13.000 barrierefreie Sendeminuten in Erstausstrahlung geplant.
Mehr Kooperation, mehr betraute Sendeminuten, mehr neue lokale Formate und mehr Barrierefreiheit – dieser Strauß an Maßnahmen wird die Attraktivität und die Qualität im bayerischen Lokal-TV erhöhen. Und, am Ende zählen Inhalte und Qualität. Deshalb waren und sind die qualitätsvolle Ausbildung von jungen Journalistinnen und Journalisten sowie digitale Innovation am Medienstandort Bayern zwei wichtige Schwerpunkte meiner Amtszeit.
Die MEDIASCHOOL BAYERN hat sich in den letzten Jahren zu einer anerkannten Know-How-Schmiede für junge Talente entwickelt. Wir sind stolz auf das überzeugende trimediale Ausbildungskonzept und denken gerade darüber nach, wie wir die Zusammenarbeit mit Medienhäusern wie dem BR und lokalen Anbietern weiter stärken und den Praxisaustausch intensivieren können. In Sachen MEDIASCHOOL wird sich weiter einiges tun, ich hoffe unter großer Beteiligung vor allem auch der lokalen Sender.
Und ein Wort noch zur Medien.Bayern GmbH, die auch den heutigen Lokalrundfunktag organisiert: Mit dieser BLM-Tochter haben wir eine vorbildliche und wegweisende Einrichtung für die zukunftsorientierte Entwicklung des Medienstandorts Bayern geschaffen. Sie kümmert sich nicht nur um Veranstaltungen wie z.B. auch die Medientage München, um die Vernetzung in der Medienbranche, um Ausbildungsmöglichkeiten, um das Marketing für den Medienstandort Bayern, und um innovative Möglichkeiten des Einsatzes von XR. Medien.Bayern fördert mit dem Media Lab Bayern auch Innovationen von Start-ups über lokale Sender bis zu den etablierten Medienunternehmen.
Meine Damen und Herren, es ist eine der der größten Herausforderungen, unsere vielfältige und europaweit einmalige Radio- und Fernsehlandschaft an privaten Radio- und Fernsehsendern in Bayern in eine digitale Zukunft zu führen. Doch ich bin überzeugt: Die lokalen Sender werden nicht nur gut durch die Krise kommen, auch der Neustart wird gut gelingen. Die Lokalrundfunk-Branche ist für die Zukunft gut aufgestellt. Und: Sie ist in unserer Medienlandschaft unersetzlich – dank lokalem Spirit, gutem Content und dem unverwechselbaren Charme ihrer Personalities.
Grund genug, jetzt – nach den Zahlen der FAB Hörfunk 2021 – auf unserem hybriden Lokalrundfunktag u.a. über digitale Strategien, neue Geschäftsmodelle und Community-Management im lokalen Rundfunk zu sprechen. Besonders gespannt bin ich auf die Keynote: Sie kommt in diesem Jahr von Stephan Grünewald vom Rheingold Institut. Er hat im vergangenen Jahr viel zur „Post-Corona-Gesellschaft“ geforscht und sieht für Menschen und Medien viele Chancen…
Nicht zuletzt noch der Hinweis auf einen ganz besonderen Programm-Höhepunkt, auf den ich mich persönlich schon sehr freue: Am Nachmittag werden wir unser Forschungsprojekt zur „Entwicklung des privaten Rundfunks in Bayern“ in zwei prominent besetzten Panels – u.a. mit Staatsminister a. D. Erwin Huber – vorstellen und diskutieren. Der Band dazu ist gerade erschienen. Mir bleibt zuletzt nur noch, allen Beteiligten an dieser Veranstaltung ganz herzlich für ihr Engagement zu danken!
Mein Dank geht an alle Aussteller, Partner und Sponsoren, die uns trotz der besonderen Umstände die Treue halten und auch dieses Jahr wieder mit dabei sind: Das sind die Akademie für neue Medien, die Bayern Digital Radio, die Bayerische Lokalradio Werbung, die Bayerische Medientechnik, Broadcast Future, Burda Broadcast, Divicon, das Funkhaus Nürnberg, NexCast, Panasonic, die Presse Versorgung, Studio Gong, der VBL, der VBRA und XPLR Media in Bavaria. Auf einen spannenden und inspirierenden Lokalrundfunktag – den Sie alle mit möglich machen!