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Grußwort von Dr. Thorsten Schmiege zum MEDIENTAGE-Special „Connect! The Future of TV“ am 31.05.2022

31.05.2022 |

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

herzlich Willkommen hier in der Isarpost! Es ist großartig, nach mehr als zwei Jahren wieder ein Event zu eröffnen, das ausschließlich vor Ort stattfindet! Ich freue mich, Sie als Gesellschafter der Medien.Bayern und als Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) zu begrüßen.

Ich habe heute sozusagen zwei Hüte auf. „Connect! The Future of TV“ - der Titel sagt es schon:
Wir wollen heute über die Zukunft reden. Über die Zukunft von Fernsehen. Und vor allem über Trends auf dem Wachstumsmarkt SmartTV. Die Fernseh-Welt revolutioniert sich – und das nicht erst seit gestern. Wir erleben einen rasanten Wandel – getrieben von Technologie, aber vor allem auch von der geänderten Nutzung.

Ich bin davon überzeugt:
Wir alle adaptieren neue technische Möglichkeiten. Wir verlangen geradezu entsprechend neue Angebote. Die Pandemie hat diese Affinität zum Digitalen noch einmal deutlich beschleunigt. Sie hat uns und unseren Umgang mit der Technik verändert. Das spiegeln auch die aktuellen Entwicklungen bei Connected TV wieder.

Wie sieht diese Nutzung aktuell aus?

Lassen Sie mich drei Zahlen aus dem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten herausgreifen:

  1. Etwas mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der TV-Haushalte in Deutschland sind bereits „connected“. D.h. sie können über ihren Fernseher auf Internet-Inhalte zugreifen. Und rund die Hälfte tut dies bereits auch.

  1. Gefragt nach dem wichtigsten Gerät für die Bewegtbildnutzung, nennt mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Personen ab 14 Jahren in Deutschland das Fernsehgerät (Quelle: Digitalisierungsbericht Video 2021). Der Big Screen ist in.

  1. Und, zum Dritten: Mehr als ein Drittel der OTT-Nutzenden mit Connected-TV (38 Prozent) sieht nach dem Einschalten seines Fernsehgeräts nicht sofort das laufende Programm. Sie sind zunächst mit einer Benutzeroberfläche konfrontiert.

Diese Zahlen illustrieren: Das Potenzial von Connected TV für Inhalteanbieter, Plattformen, Ad-Tech-Anbieter und Werbungtreibende ist enorm. Wir haben heute viel zu besprechen.

Spannend, scheinbar unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Eine schöne neue Welt?! Leider muss ich an dieser Stelle ein wenig Wasser in den Wein gießen. Denn auch dieses Paradies ist nicht mehr unberührt. Die Politik hat Smart-TV als regulierungsbedürftig erkannt. Ein weiteres Indiz, das die Relevanz für unsere Gesellschaft belegt – auch wenn dies vielleicht nicht jeden freut.

So sollte sich herumgesprochen haben:
Seit November 2020 gibt es neue Vorgaben für Medienplattformen und Benutzeroberflächen. Ihr Ziel ist es, die Meinungs- und Angebotsvielfalt zu sichern und damit letztlich die freie Meinungsbildung zu gewährleisten. Gerade Qualitätsangebote – sog. public value – spielt künftig eine besondere Rolle.

Die wichtigste Herausforderung in Zeiten scheinbar unbegrenzter Vielfalt: Kommt diese Vielfalt auch bei den Nutzenden an? Und das transparent und diskriminerungsfrei? Was heißt eigentlich leichte Auffindbarkeit? Und wie unterscheiden sich sog. public-value-Angebote von normalen Inhalten?

Spannende Fragen. Und wie immer, wenn der Gesetzgeber sich da selbst nicht so sicher ist, sind die Medienanstalten gefragt. Wir haben beispielsweise in den vergangenen Monaten ein Ausschreibungs-Verfahren durchgeführt. Weit über 300 Angebote haben sich um den Public-Value-Status beworben. Davon wurden rund 290 ausgewählt, weil sie nach unserer Feststellung gesellschaftlich relevante Inhalte bereitstellen. Zum Beispiel, weil sie nachrichtliche Berichterstattung, lokale oder regionale Informationen oder speziell auf eine junge Zielgruppe ausgerichtete Inhalte anbieten. Diese Arbeit ist aber nur lohnend, wenn diese Angebote auch „leicht auffindbar“ sind – wie der Gesetzgeber sagt. Hier gehen die Meinungen auseinander und es gibt keine Patentlösungen. Aber wir stehen im engen Austausch mit der Branche und befinden uns bei der Umsetzung auf einem guten Weg. Letztlich hoffe ich, dass es nicht nur eine Last ist, sondern möglicherweise auch gut zu Gesicht steht, wenn Qualitätsinhalte prominent zugänglich gemacht werden.

Ein weiteres Thema, das die Branche beschäftigt, ist „Adressable Advertising“. Hier hat sich im MStV nichts geändert: Lokal und regional adressierte Werbung ist und bleibt – zum Schutz der lokalen Rundfunkbranche – in bundesweiten Angeboten unzulässig. Dies gilt nach Überzeugung der Länder auch im Lichte des Europarechts. Die aktuelle Regelung ist weiterhin kohärent, soweit dadurch lokale Werbemärkte geschützt werden.

Und das ist vielleicht die gute Nachricht:
Anderweitig adressierte Werbung individueller oder zielgruppenspezifischer Art ist in bundesweiten Angeboten nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Sie ist unter bestimmten Bedingungen möglich. Jetzt können wir darüber diskutieren, wie lange das noch so ist. Oder ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Aus meiner Sicht ist diese Beschränkung – die wie gesagt nicht neu ist – die einzige Chance, lokale Inhalte in naher Zukunft zu finanzieren. Wer die Abschaffung fordert, muss daher zunächst diese Frage beantworten.

Meine Damen und Herren, Veranstaltungen wie diese haben viele Mütter und Väter.

Mein Dank geht daher

  • an Mek Media, unseren Konferenzpartner,
  • an Vaunet als Partnerverband sowie an
  • die Deutsche TV-Plattform und
  • das Mediennetzwerk Bayern für die Unterstützung des Connect Smart TV Awards!

Und ich bedanke mich natürlich herzlich für die Unterstützung unserer Sponsoren.

Mir bleibt, Ihnen einen spannenden Tag mit vielen positiven, erhellenden und zukunftsweisenden Nachrichten zu wünschen!