Cookie Hinweis

Suche

Bericht des Präsidenten zur 12. Sitzung des Medienrats am 14.03.2024

14.03.2024 | 12 2024

Rückblick 40 Jahre / Offene Studios

Beginnen möchte ich mit einem Rückblick auf unsere Feier hier in der BLM anlässlich „40 Jahre privater Rundfunk“ letzten Freitag – viele von Ihnen waren ja auch dabei.

Mein persönliches Fazit? Es war eine außerordentlich gelungene und kurzweilige Feier! Wir haben viel positives Feedback bekommen - aus der Branche bis hin zum bayerischen Ministerpräsidenten. Er sagte – ich zitiere:

„Seit 40 Jahren bereichert der private Rundfunk unsere Medienlandschaft (…) Mit fast 100 privaten Hörfunkprogrammen, 14 Lokalsendern, Tausenden Beschäftigten, rund sechs Milliarden Euro Umsatz und vielen, vielen Talenten sind die privaten Medien heute nicht nur ein großer wirtschaftlicher Faktor, sondern stärken durch ihre regionale Verankerung auch das Vertrauen in die Demokratie. (…) In der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien haben unsere Unternehmen einen starken Partner. Der Freistaat ist stolz auf vier Jahrzehnte privater Rundfunk in Bayern und bekennt sich dazu auch in Zukunft.“

Was mich besonders freut: Es ging nicht nur um einen Rückblick und Anekdoten aus der Anfangszeit, sondern auch um den mutigen Blick nach vorne in eine Zukunft, die viele Herausforderungen birgt – allen voran den Einsatz Künstlicher Intelligenz und den Wettbewerb mit Plattformen und Medienintermediären.

Bei allen unseren Talkgästen – darunter neben dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und Medienminister Dr. Florian Herrmann auch ProSiebenSat.1 CEO Bert Habets und Legenden des lokalen Rundfunks wie Bianca Bauer-Stadler, Georg Dingler oder Stefan Lehmann – hat man Feuer und Unternehmergeist gespürt.

Diese Eigenschaften haben nicht nur schon 1984 den Aufbruch in ein neues Medienzeitalter geprägt. Und Mut gemacht, Innovationen zu nutzen und entschlossen in die Zukunft zu blicken. Diese Geschlossenheit und Entschlossenheit der Branche, die sich darin gespiegelt hat, braucht es auch heute. Aber hier ist auch die Chance und es macht Mut für die nächsten 40 Jahre.

Wir als BLM sind stolz, am Freitag Gastgeber für die Geburtstagsparty der Branche in Bayern gewesen zu sein und über wunderbare 200 Gäste aus Politik und Medien hierzuhaben. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten im Haus für die großartige Organisation!

Auch die von der BLM initiierte Aktion „Offene Studios Bayern“ – also die Öffnung von etwa 50 privaten Radio- und TV-Sendern in Bayern stieß am vergangenen Samstag auf großes Interesse. Bereits Tage zuvor waren besonders begehrte Aktionen wie die Sport1-Livesendung „Doppelpass“ und Führungen bei diversen Radiosendern ausgebucht.

KI / AI-Act

Künstliche Intelligenz war bereits letztes Jahr DAS große Thema. Und: Es wird dieses Jahr bestimmt nicht kleiner. Im Gegenteil. KI verändert die Welt – und die Medienwelt. Sie verändert nicht nur die Art und Weise, wie Medien produziert und distribuiert werden. Sie beeinflusst – ganz wichtig – auch die Meinungsbildung. Deshalb ist es zentral, den Umgang mit KI zu gestalten.

Gestern hat das EU-Parlament den „AI-Act“ verabschiedet. Er beansprucht für sich, das erste Gesetz der Welt zu sein, das KI reguliert. Mit diesem umfassenden Regelungswerk in Sachen Künstliche Intelligenz will die EU Europa zu einem Angelpunkt für KI machen.

Zentrale Inhalte sind:

  • regulierte Selbstregulierung,
  • ein risikobasierter Ansatz für KI-Systeme, d.h. KI-Systeme werden je nach dem von ihnen ausgehenden Risiko in verschiedene Kategorien eingeteilt (KI-Systeme, die als ein unannehmbares Risiko für die Sicherheit, die Grundrechte und die Freiheiten der Bürger gelten, wie z.B. Social Scoring, sind verboten) sowie
  • Transparenzpflichten.

Die Umsetzung des AI-Acts in den EU-Staaten ist durch nationale Behörden vorgesehen (Governance-Struktur).

Den AI-Act zu bewerten ist aktuell noch schwierig, weil viele Fragen offenbleiben. Das beginnt mit der Frage, ob das Verbot manipuliativer KI nicht den Medienbereich viel stärker betrifft, als man zunächst meinen könnte. Vor allem das Thema Zuständigkeit sehen wir nach den Erfahrungen mit dem Digital Service Act kritisch. Zum einen steht noch nicht fest, wer die „nationale Aufsichtsbehörde“ in Deutschland sein wird. Zum anderen wird eine aus medienrechtlicher Sicht zentrale Frage nicht beantwortet: Wie gewährleiste ich trotz Nutzung von KI bei der Generierung und Verbreitung von Medieninhalten, dass ich als Anbieter noch die Verantwortung dafür übernehmen kann?

Klar ist aber: Um bei dem Einsatz generativer Intelligenz jugendschutzrechtliche und meinungsvielfaltssichernde Verantwortlichkeiten zu gewährleisten, ist die Expertise der Landesmedienanstalten gefragt. Und wir müssen Ansprechpartner für die Medien sein und bleiben. Hier bietet die BLM ist über ihre Tochter, die Medien.Bayern, bereits jetzt ein Angebot für Medienunternehmen mit Fragen rund um das Thema KI.

Wichtig sind aus meiner Sicht nun zwei Dinge:

  1. Die Landesmedienanstalten müssen sich positionieren, auch im Hinblick auf die künftige Rolle bei der Regulierung und im Rahmen des AI-Acts. Hierzu stimmen wir uns aktuell auf Ebene der Medienanstalten ab, um diesen regulatorischen Anspruch in den KI-Bereich einzubringen.
  2. Die BLM will gerade kleine und lokale Medienunternehmen bei der Adaptierung von KI unterstützen. Wichtig ist hier auch eine Koordinierung der vielen Aktivitäten und Initiativen, die bereits existieren. Deshalb plant die Landeszentrale, ihre Aktivitäten in dem Bereich zu bündeln und als Beratungsinstanz weiter Ansprechpartner für alle Belange rund um KI und Medien zu bleiben. Aus dem Grund wollen wir hier in der BLM entsprechende Strukturen schaffen. Wir wollen und müssen hier eine zentrale Rolle spielen, auch vor dem Hintergrund der Regulierungsansätze aus Brüssel.

Sport 1 / Acunmedya

Vielleicht haben Sie es schon den Medien entnommen: Das türkische Medienunternehmen Acunmedya will die Hälfte der Anteile von Sport 1 übernehmen.

Die Sport 1-Gruppe hat bei der BLM insgesamt vier unbefristete Zulassungen für folgende Fernsehspartenprogramme: Sport 1 (vom 17.5.2015), Sport 1+ (vom 30.03.2012), eSPORTS1 (vom 26.07.2013) und SPORT1 Livestream (vom 13.08.2013).

Die Veränderung von Gesellschafteranteilen an Sport 1 oder eine Übernahme durch internationales Medienunternehmen sind bei uns bisher offiziell nicht angezeigt worden. Wir gehen aber davon aus, dass zeitnah eine entsprechende Anzeige erfolgt.

Grundsätzlich sind bei Veränderungen von Gesellschafteranteilen insbesondere die Kriterien Medienkonzentration, Staatsferne sowie wesentliche Auswirkungen auf die Informationsvielfalt (nach dem Bayerischen Mediengesetz) zu prüfen. Hierzu stehen wir bereits im engen Austausch mit der Geschäftsführung von Sport 1, aber auch mit Acunmedya selbst.

Influencer Dialog Bayern

Vor knapp zwei Wochen hat in der BLM erste Influencer Dialog Bayern stattgefunden. Auf Initiative der Landeszentrale haben sich erstmals Plattformen, Initiativen, Online-Agenturen, Vermarktungsunternehmen sowie Content Creators getroffen, um über aktuelle Online-Themen am Standort Bayern zu diskutieren.

Ziel ist es, mit dem Format eine Informations- und Networking-Plattform schaffen, um voneinander zu lernen und der Relevanz der bayerischen Social-Media-Branche Rechnung zu tragen. Als Aufsicht ist es uns zudem besonders wichtig, der zunehmenden Bedeutung journalistischer Influencer für die Meinungsbildung gerecht zu werden.

Plakataktion Medienkompetenz

Kennen Sie Furth bei Landshut? Dort habe ich nach den Faschingsferien das Kinderhaus Furth besucht und seine beeindruckenden Aktivitäten zur Medienerziehung der Jüngsten kennengelernt. Was mich besonders gefreut hat: Kindergartenleiterin Christina Rippert verweist verunsicherte Eltern gerne an die BLM, wenn es um Fragen zur Mediennutzung ihrer Kinder geht.

Warum ich Ihnen all das berichte? Das Kinderhaus ist eine von 8.600 Kitas in Bayern, an die sich eine aktuelle Plakataktion der BLM richtet. Unter dem Motto: „Filme, Games, Apps – Was ist gut für mein Kind?“ will die BLM Eltern von Drei- bis Sechsjährigen den Zugang zu unseren digitalen Medienkompetenz-Angeboten erleichtern.

Die Idee dahinter: Elter können einfach beim Bringen oder Abholen der Kinder den QR-Code scannen und schon öffnet sich die neue Online-Seite des BLM-Webauftritts „Medientipps für Eltern“.  

An dieser Stelle auch nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an Medienrat Toni Lenhart, der mit uns nach Furth gefahren ist und die Perspektive der Eltern bei dem Pressetermin vertreten hat!

jung. engagiert. online. – Startschuss TikTok-Redaktion

In der letzten Sitzung habe ich Ihnen vom Auftakt des neuen BLM-Projekts „jung. engagiert. online“ berichtet. Damit wollen wir junge Zielgruppen auf Augenhöhe erreichen und fit für Stolperfallen auf Social Media machen. Initiator ist neben der BLM auch das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring (BJR). Das Konzept und die Module dieses Projekts aus der Zielgruppe für die Zielgruppe haben wir gestern in München den Medien vorgestellt.

Zudem ist gestern unter dem Motto „Lass uns TikTok safer machen“ der Startschuss für das erste Modul des Projekts, die TikTok-Redaktion „Riskantik“, gefallen. Denn jetzt geht es darum, bayernweit interessierte Redaktionsmitglieder zwischen 13 und 23 Jahren zu finden.

Die traurige Wahrheit ist: Jugendliche werden mittlerweile fast täglich mit Hass und Fake News im Netz konfrontiert, gerade wenn sie Soziale Medien nutzen. Aber wie sollen sie damit umgehen und wie darauf regieren?

Wir wollen sie bestärken, sich damit zu beschäftigen – und schlagen deshalb mit „jung. engagiert. online“ ein neues Kapitel der Medienbildung auf. Die TikTok-Redaktion ist das beste Beispiel dafür. Wie man die Themen optimal vermittelt, wissen die Jugendlichen selbst am besten. Unsere Rolle ist die einer fachlichen Begleitung und inhaltlichen Unterstützung. Ganz klar: Das ist mutig. Und es kann auch einmal etwas schiefgehen. Aber ich bin optimistisch: dieser Ansatz ist zukunftsweisend!