Grußwort zur Eröffnung der MEDIENTAGE MÜNCHEN 2024 am 23.10.2024 von Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Medien.Bayern GmbH
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Ende August teilte Donald Trump im Netz
ein täuschend echtes KI-Bild von Taylor Swift.
Seine Botschaft: Der größte Popstar der Welt ruft dazu auf,
bei der US-Präsidentschaftswahl für ihn zu stimmen.
Das Dementi folgte nur ein paar Tage später,
direkt nach dem TV-Duell:
Swift bekannte sich auf Instagram eindeutig zur
demokratischen Kandidatin Kamela Harris.
Den Grund lieferte Taylor Swift gleich mit:
Die Trump-Aktion habe ihre – ich zitiere – „Ängste rund um KI
geweckt und die Gefahren von Desinformation aufgezeigt.“
Deswegen wolle sie nun ihre Wahlabsichten
transparent machen.
Wahr oder falsch?
Das ist heute oft kaum mehr erkennbar:
KI kann nicht nur Bilder, sondern auch
Stimmen, Videos und natürlich Texte erzeugen.
Perfekt inszeniert, kaum zu durchschauen.
Künstliche Realitäten.
„Realities“.
Genau das ist das Motto der diesjährigen MEDIENTAGE MÜNCHEN,
zu denen ich Sie alle ganz herzlich begrüße!
Die Realität, die wir kennen, vermischt sich zunehmend
mit einer künstlich erzeugten Wirklichkeit.
Was bedeutet das für die Medienbranche?
Was bedeutet das für unsere Gesellschaft
und für unsere Demokratie?
Das wollen wir in den kommenden drei Tagen
hier im House of Communication besprechen.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Serviceplan.
Danke, dass Sie erneut Ihr wunderbares Haus
für die MEDIENTAGE öffnen!
Besonders freut mich, dass der Bayerische Ministerpräsident
zur Eröffnung der 38. MEDIENTAGE MÜNCHEN hier ist!
Ein herzliches Grüßgott, Dr. Markus Söder!
Es ist ein starkes Zeichen, dass Sie heute dabei sind.
Ein starkes Zeichen für den Medienstandort Bayern.
Aber auch ein starkes Zeichen für
die Bedeutung von Medien in der Politik.
Meine Damen und Herren, Tatsache ist:
Polarisierung und Extremismus spalten freiheitliche Gesellschaften.
Desinformation, Halbwahrheiten, Hass und Hetze
beeinflussen das gesellschaftliche Klima und gefährden den
demokratischen Diskurs.
Das nutzen radikale politische Kräfte aus – weltweit.
Und das hinterlässt Spuren, auch bei uns.
Und führt teilweise zu einer Demokratie-
und vor allem auch Medienskepsis.
Mit fatalen Folgen.
Aber wie kann z.B. der öffentlich-rechtliche Rundfunk
wieder Vertrauen zurückgewinnen,
das in Teilen der Bevölkerung verloren gegangen ist?
Müssen Medien darauf (auch) selbstkritisch reagieren?
Und welche Rolle können Medien spielen,
um Gemeinschaft zu stiften und
einer Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken?
Das soll sich wie ein roter Faden durch die #MTM24 ziehen.
Es sind vor allem drei Punkte, die im Spannungsfeld zwischen
künstlich erzeugten Wirklichkeiten in der digitalen Welt und
der analogen Realität am Stammtisch um die Ecke zentral sind:
- Verantwortung.
- Vielfalt.
- Vertrauen.
Erlauben Sie mir dazu ein paar Anmerkungen.
Vor etwa zwei Jahren rückte KI
in den Fokus der breiten Öffentlichkeit.
Täglich gibt es neue Weiterentwicklungen.
Wie genau integrieren Medienunternehmen
Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse?
Was funktioniert? Was funktioniert nicht?
Darum geht es hier, auf den MEDIENTAGEN 2024.
Zum Beispiel auf dem AI-Gipfel.
Aber auch auf allen anderen der über 100 Sessions.
Denn eine Welt ohne KI gibt es nicht mehr.
- Es gilt, den Anschluss nicht zu verpassen.
- Wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben.
- Aber auch KI verantwortungsvoll einzusetzen,
ohne die eigenen Werte zu gefährden.
Deshalb wollen wir in Bayern aktuell ein KI-Kompetenzzentrum für Medienunternehmen als Anlaufstelle in Bayern aufbauen.
Ziel des „KI.M“ ist es, anwendungsbezogene,
aber vor allem auch regulatorische Fragen rund um das Thema KI zu bündeln und praxistaugliche Lösungen zu finden.
Die zentrale Herausforderung ist, rechtliche, technische,
aber auch ethische Fragen von KI zu bewältigen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit des Mediensektors zu schwächen.
Vor allem stellt sich die Frage,
wie sich KI auf die Medienvielfalt auswirkt?
Vielfalt sichern – das ist die vielleicht wichtigste Aufgabe.
Der Medienanstalten. Und auch der Medienpolitik.
Vielfalt ist das Gegengewicht zu einseitigen Algorithmen,
die uns oft nur das zeigen, was wir ohnehin schon kennen.
Vielfalt wollen wir diskutieren
in den zahlreichen Sessions zu TV & Streaming.
Wir wollen sie aber auch feiern –
heute Abend mit dem Blauen Panther.
Meine Damen und Herren,
wer Demokratie und Medienfreiheit verteidigen will,
muss vor der eigenen Haustür anfangen.
Medienpolitik ernst nehmen.
Es reicht nicht, nur über Demokratie-Müdigkeit zu sprechen.
Natürlich sind Aktionen gegen Hass im Netz wichtig.
Aber sie laufen ins Leere,
wenn das grundsätzliche Problem in Brüssel abgeladen wird.
- Wird der Kampf gegen Hass im Netz durch europäische Zentralisierung im Digital Services Act tatsächlich wirksamer? Oder schwächt er nur die Rechtsdurchsetzung vor Ort?
- Welche Rolle spielt Vielfalt noch bei der Regulierung durch die EU im AI-Act?
- Und wer legt in Zukunft die Medienfreiheiten aus?
Manfred Weber, Europaabgeordneter und Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, ist am Freitag hier,
um zu diesen Themen auf dem Europatag mit uns zu sprechen.
Meine Überzeugung ist:
Nur wer Verantwortung übernimmt und entschlossen Vielfalt sichert, wird wieder nachhaltig Medienvertrauen schaffen.
Auch deshalb ist nachhaltiger Journalismus,
also publizistisch verantwortungsvoller
und auch selbstkritischer Qualitätsjournalismus,
ein weiteres Top-Thema dieser MEDIENTAGE –
- am Freitag auf dem Journalismus-Gipfel oder
- morgen auf dem Panel des Nachhaltigkeitspakts Medien.
Die Herausforderung ist Geschichten zu erzählen,
die die Menschen erreichen.
Die sie zum Nachdenken bringen. Ohne zu belehren.
Meine Damen und Herren,
wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters. Des KI-Zeitalters.
Einem Zeitalter, in dem Realität und künstliche Wirklichkeit immer enger miteinander verschmelzen.
In dem Vertrauen zur kostbarsten Währung wird.
Vertrauen in die Medien. Vertrauen in die Demokratie.
Nur gemeinsam ist es möglich,
dieses Vertrauen zu bewahren und auch zurückzugewinnen!
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2024 sind
eine großartige Plattform dafür.
Zum Schluss deshalb mein herzlicher Dank an alle,
die diese MEDIENTAGE möglich gemacht haben – allen voran
an Stefan Sutor und das gesamte Team der Medien.Bayern.
Ebenso danke ich unseren Partnern, Sponsoren und Ausstellern – ohne Ihr Engagement wäre dieses Event nicht denkbar.
Ich freue mich auf Austausch, Kommunikation, Vernetzung
mit Ihnen allen! Darauf, neue Perspektiven zu schaffen –
und gemeinsam echte Realitäten zu gestalten.