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- 2007
Grußwort von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring zur zur 5. Projektvollversammlung des Europäischen DMB Projekts MI FRIENDS am 16.03.2007
-Es gilt das gesprochene Wort-
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich Sie heute zur Projektversammlung unseres gemeinsamen Europäischen DMB-Projekt MI FRIENDS begrüßen zu dürfen.
Ein besonderes Willkommen möchte ich den beiden Vertretern des Ministry of Information and Communication (kurz MIC) von Korea, Herrn Park und Herrn Kim aussprechen. Sie haben die weite Anreise nicht gescheut, um heute bei uns als aktiver Kooperations- und Projektpartner von MI FRIENDS mitzuwirken. Wir sind sicherlich alle sehr gespannt, was Sie, Herr Kim, uns Neues zu DMB aus Korea berichten können. Dies gilt natürlich ganz besonders auch für die Endgeräte von heute und morgen.
Erlauben Sie mir, zu unserem Projekt MI FRIENDS, drei einfache Fragen zu stellen.
Woher kommen wir?
Wo stehen wir?
Und: Wohin wollen wir?
Zunächst zu meiner Frage: „Woher kommen wir? Heute ist es auf den Tag genau zwei Jahre her, dass wir uns hier in diesem Saal zur Auftaktveranstaltung für ein DMB-Projekt Regensburg zum ersten Mal versammelt haben. Die Euphorie war groß gemeinsam diese neue mobile Medienwelt zu erobern und für den lokal-regionalen Raum zu entwickeln und zu erschließen. Und wie so oft war unser Weg nicht selten gesäumt von Kritikern und Zweiflern. Dennoch haben wir das Europäische DMB-Projekt MI FRIENDS geschaffen und es in der europäischen und internationalen Fachwelt recht attraktiv etabliert.
Wichtige Wegmarken haben wir dabei bereits gemeinsam erfolgreich passiert:
MI FRIENDS wurde von der Initiative EUREKA mit dem CELTIC-Label ausgezeichnet, was unseren innovativen Forschungs- und Entwicklungsansatz bestätigt. Wir sind und bleiben daher ganz bewusst ein länderübergreifendes und europäisches Projekt. Dieser europäische Ansatz ist nötiger denn je. Gerade gestern hat die EU-Medienkommissarin Viviane Reding sich bei der Eröffnung der CEBIT für DVB-H als einzigen europäischen Standard für Handy-TV ausgesprochen. Ich darf hierzu aus aktuellem Anlass mein Statement an die Presse von gestern Nachmittag zitieren:
„Die Landemedienanstalten unterstützen technologieneutral beide in Europa entwickelten Standards für mobiles Fernsehen, DMB und DVB-H. Nachdem DMB seit 2006 im Markt ist und DVB-H erst 2008 in den Markt kommen soll, wird man erst danach sehen, welcher Standard sich durchsetzen wird. DMB und DVB-H sind zudem als komplementäre Systeme zu betrachten, da DVB-H in Ballungsräumen und DMB in flächendeckenden Strukturen seine Vorteile hat. Nach der Funkplanungskonferenz RRC2006 stehen sowohl für DMB als auch für DVB-H hinreichende Ressourcen zur Verfügung, so dass über beide Systeme gleich viele mobile TV-Programme dem Kunden angeboten werden können.
Im Endgerätemarkt zeigt sich eine klare Tendenz zum universellen Empfangsgerät ab, über das Programme beider Systeme empfangen werden können. Im Rahmen des bayerischen Projektes MI FRIENDS werden nicht nur neue mobile Inhalte entwickelt, sondern auch die Konvergenz von DVB-H und DMB im Endgerätebereich erprobt. Auch hier sind erst 2008 erste Erkenntnisse absehbar. Am Ende des Tages wird man nur noch von IP-tauglichen Endgeräten sprechen, da sowohl DVB-H als auch DMB dahingehende Weiterentwicklungen planen.
Eine vorschnelle Standardentscheidung der EU ist daher derzeit weder geboten noch sinnvoll. Im Übrigen behindert solch eine Diskussion mehr eine gesunde Marktentwicklung, als dass sie ihr hilft. Aus Sicht des Rundfunks in Deutschland kann man Fr. Redding nicht zustimmen.“ Soweit mein Pressestatement von gestern.
Zurück zu den MI FRIENDS-Teilprojekten:
MI FRIENDS München war ein Erfolg. Unser ausdrücklicher Dank gilt an dieser Stelle nochmals dem MIC aus Korea, das uns gemeinsam mit den koreanischen Unternehmen LG und SK Telecom mit 400 Endgeräten unterstützt hat. Nur so war die breite und umfassend angelegte Nutzerbegleitforschung möglich.
Die Ergebnisse haben wir in unserer BLM-Schriftenreihe veröffentlicht und freuen uns Ihnen als Projektpartner diese heute als erste aushändigen zu dürfen. Dem Institut SOFI der Universität Göttingen, stellvertretend Frau Heidemarie Hanekop und Ihrem Team, möchte ich an dieser Stelle nochmals danken.
MI FRIENDS Südtirol hat seinen Betrieb Anfang September im Großraum Bozen aufgenommen und läuft zunächst als technischer Test. Dies geschieht auch im Vergleich zur dort bestehenden DVB-H Versorgung, was sicherlich spannend wird.
MI FRIENDS Regensburg haben wir mit Ihnen gemeinsam am 28. September letzten Jahres gestartet. Es freut mich, dass es gelungen ist die notwendige Leistungserhöhung für die DMB-Sender durchzusetzen und jetzt zu realisieren. Denn wir haben in Regensburg noch viel vor, was wir heute mit Ihnen ausführlich diskutieren wollen.
MI FRIENDS Bodensee befindet sich zur Zeit in konkreter technischer Vorplanung. Wir haben gerade vorgestern in Wien mit den betroffenen Regulierungspartnern RTR, BAKOM und LFK beraten. Wir gehen davon aus, dass mit einem Start frühestens zum Ende des III. Quartals dieses Jahres gerechnet werden kann.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Projektpartner,
Es war in den letzten zwei Jahren unseres Projekts sicherlich ein bewegtes „Auf“ und „Ab“. Das ist aber normal.
Besonders ist Ihr Mut und Ihr Engagement für neue Ideen in diesem Projekt.
Ich möchte es daher nicht versäumen, Ihnen und all den vielen beteiligten Helfern und Fürsprechern von MI FRIENDS, auch wenn sie heute nicht alle anwesend sein können, für das bisher Geschaffene recht herzlich danken.
Erlauben Sie mir nun ein paar Anmerkungen auf die Anschlussfrage: „Wo stehen wir?“.
Kurzum kann ich Ihnen hierzu sagen: „mittendrin!“
Heute vor etwa einem Jahr haben in parallelen Verfahren alle Landesmedienanstalten Deutschlands – das war ein Novum- das erste kommerzielle DMB-Angebot „watcha“ mit der Plattform Mobiles Fernsehen Deutschland genehmigt. Der Start erfolgte mit der Fußball-WM letzten Jahres. Die MFD ist heute auch Projektpartner von MI FRIENDS in Regensburg.
In Italien ging zur gleichen Zeit, getrieben mit sehr viel Marketing, DVB-H in den Markt.
Heute startet die BLM ihre eigene Ausschreibung für Mobilen Rundfunk mit DVB-H. In Rom und Mailand hat die RAI umgekehrt vor vier Wochen den DMB-Betrieb offiziell gestartet.
In Österreich und in der Schweiz laufen intensive Vorbereitungen für Mobilen Rundfunk zur Fußball- Europameisterschaft 2008.
China wird nächstes Jahr zur Olympiade 2008 mit DMB in den Markt gehen.
Ende nächster Woche habe ich Gelegenheit den Bayerischen Ministerpräsidenten auf seiner Asienreise zu begleiten. Unser erster Weg wird uns nach Seoul führen. Wir haben uns vorgenommen dort auch die gute Kooperation zwischen Korea und Bayern auf dem Feld von DMB und Mobile Media zu stärken und zu intensivieren. Dies nicht zuletzt auch für unser Projekt MI FRIENDS.
In den letzten Wochen hat das Unternehmen Alcatel-Lucent das neue DVB-SH-System vorgestellt, das Mobilen Rundfunk via Satellit in Kombination mit terrestrischer Abstützung anbieten will.
Sie sehen es tut sich sehr viel, vielleicht schneller als wir es gerne wahrhaben wollen.Da finden sich dann auch schon mal schnelle Ratschläge das „near-to-market“-Projekt MI FRIENDS angesichts dieser Entwicklungen vorzeitig abzubrechen und einzustellen. Ich darf Ihnen jedoch heute ausdrücklich versichern: Es ist genau umgekehrt!
Wir brauchen MI FRIENDS nötiger denn je!!
Nur so machen wir die notwendigen Erfahrungen, wie wir die mittelständische Medienwirtschaft auch im Verbund mit großen Playern im lokal-regionalen Raum erfolgreich und nachhaltig an der neuen „Mobilen Medienzukunft“ beteiligen können. Nur mit unserem Trainingscamp „MI FRIENDS“ können wir Inhalte und Technik frühzeitig entwickeln und erproben um für einen erfolgreichen Markteintritt vorzubereiten. Dabei kann uns die Grundkonzeption von MI FRIENDS nur helfen und bestärken. Denn wir sind nach wie vor „länderübergreifend“, „ interdisziplinär“, „technologieübergreifend“ und „intermedial“ verknüpft in einem public-private-partnership- Netzwerk aufgestellt.
Mein Fazit lautet daher: Wir stehen mit unserem MI FRIENDS Projekt heute genau richtig!
Jedoch ist der heutige Tag nur ein Zwischenstopp und markiert etwa die Hälfte unserer aktiven Projektlaufzeit. D.h. wir haben noch ca. 16 Monate vor uns. Diese Zeit sollten wir unbedingt als Chance nutzen.
Meine letzte Frage lautet daher zwangsläufig „Wohin wollen wir?“
Ich glaube es wäre vermessen von mir, wenn ich Ihnen jetzt einen Zielkatalog auf und ab deklinieren würde. Nein: Diese Ziele und Wünsche sollen insbesondere Sie als Projektpartner benennen.
Ich hoffe, dass Sie im Rahmen der heutigen Veranstaltung hierfür breite Gelegenheit finden. Da ich heute leider aus terminlichen Gründen nur kurz an dieser Versammlung teilnehmen kann, erlauben Sie mir vorab meine Anregung für die Diskussion.
Ich hatte letzte Woche auf dem „Mobile Forum 2007“ das von PLAZAMEDIA, dem Mediencampus Bayern und den MEDIENTAGEN MÜNCHEN veranstaltet wurde Gelegenheit neue Perspektiven und Zielstrukturen für Mobile Media kennen zu lernen.
Es gibt derzeit sicherlich viele Wege und Standards für Mobile Broadcasting, die heute zum Teil noch sehr rivalisierend aufgestellt sind. Eine marktorientierte Erfolgsstrategie wird dabei immer weniger mit „entweder – oder“ zu definieren sein, als vielmehr mit einem „sowohl – als auch“. Nur so werden wir einen europäischen Markt für Mobile Broadcasting schaffen können.
Unabhängig davon gilt: Eine innovative und ausgefeilte Technik ist sicherlich der Grundstock für alle Bemühungen zu Mobile Media. Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit von Technik und Programm zwingend notwendig.
Wir als BLM werden hierfür die notwendigen Strategien unterstützen. Dies gilt verstärkt für personalisierte Angebotsformen via „Tagging“ und für den breit ersehnten Multistandard-Empfänger, der die Markterschließung für uns alle sicherlich mehr als erleichtern würde.
Jedoch Technik, so wichtig sie auch ist, kann nicht mehr sein als die unabdingbar notwendige Statik für das Gebäude, das wir gemeinsam mit Ihnen allen in MI FRIENDS entwerfen, bauen und ausprobieren wollen. Und da kommt es bekanntlich darauf an, dass die künftigen Bewohner, sprich die mobilen Mediennutzer, sich vor allem wohl fühlen, die Angebote gerne wählen und darüber hinaus ein Erlebnis spüren.
Was in den nächsten Monaten daher mehr als bisher zählt, ist ein kreatives Gespür für neue Ideen um die Hauptanforderungen für ein attraktives Mobile Media zu meistern; nämlich: mit neuen innovativen Inhalten
in einem attraktiven Kontext den mobilen Mediennutzer zu begeistern und das gerade auch im lokal-regionalen Raum.
Denn auch hier gilt sicherlich „all business is local“.
Ich weiß dies ist sicherlich keine einfache Aufgabe für Sie. Wir als BLM haben uns deshalb vorgenommen Sie hierbei im Rahmen unserer gegebenen finanziellen Möglichkeiten maßgeblich zu fördern. Auch laufen Vorüberlegungen für einen Nachwuchswettbewerb außerhalb des professionellen Lagers zur Entwicklung neuer Inhalte für Mobile Media im Rahmen von MI FRIENDS.
Abschließend möchte ich nochmals an Sie appellieren: Nutzen Sie aktiv die Chancen unseres MI FRIENDS Projektes zum Spielen, Ausprobieren und Entwickeln. Gehen Sie nach vorn,
Spielen Sie zusammen,
Zeigen Sie weiterhin Mut für das Neue.
Denn Innovation war und ist gewiss kein Querpass-Spiel. Das gilt auch für den Rundfunk.
Nur so wird aus dem oft zitierten „near-to-market“ für Sie alle sicherlich bald ein „fit-for-market“.
Ich wünsche Ihnen allen heute eine informative Veranstaltung.