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Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur Veranstaltung „Digitale Wirtschaft in Bayern“ am 14. November 2012 in München
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Sehr geehrter Herr Staatsminister Zeil,
sehr geehrter Herr Staatsminister Kreuzer,
sehr geehrter Herr Staatssekretär Pschierer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
„Digitale Wirtschaft in Bayern“ ist ein Top-Thema, das uns nicht nur heute in den kommenden Stunden beschäftigen wird. Die außerordentliche Bedeutung dieses Themas lässt sich unschwer an der Rednerliste, der Zusammensetzung der Podien und dem Kreis der Teilnehmer ablesen. Ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen.
Die Medien-, Kommunikations-, und Informationsbranche in Bayern mit Schwerpunkt auf dem Großraum München hat in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten eine beeindruckende Größe und Stärke entwickelt. Allein in der Region München sind derzeit annähernd 30.000 Unternehmen aus dem Medien-, Informations-, und Kommunikationssektor ansässig mit über 370.000 Mitarbeitern. Der Medienstandort verfügt vor allem im Bereich der klassischen Medien über sehr erfolgreiche Unternehmen. Standortgrößen aus dem klassischen Medienbereich wie ProSiebenSat.1, Sky, Bavaria-Film, Constantin, Burda, der Süddeutsche Verlag usw. investieren auch in den Bereich der neuen Medien, wie die zahlreichen Angebote, Übernahmen und Beteiligungen im Internet zeigen. Daneben sind große Infrastrukturunternehmen wie SES Astra und Kabel Deutschland, Telekommuni-kationsunternehmen wie O2 oder deutsche Niederlassungen internationaler Konzerne wie Walt Disney, Microsoft, Amazon, Google und Yahoo in der Region München vertreten. Ein vorhandenes Mediencluster zieht weitere Medienunternehmen an, wie Werbeagenturen, Produktionsfirmen, technische Zulieferer usw. Das wiederum schafft gute Voraussetzungen für Synergien. Bayern ist aber nicht nur Standort vieler großer Unternehmen aus den Bereichen Print, Film, Fernsehen und Rundfunk, sondern wird auch geprägt durch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen, die in den regionalen Märkten agieren.
Wie erfolgreich in Bayern angesiedelte Unternehmen im Bereich des privaten Rundfunks sind, hat Ende vergangenen Jahres eine Studie der Landesmedienanstalten zur Wirtschaftlichkeit des Rundfunks in Deutschland bestätigt: Die Umsätze der privaten Hörfunk- und Fernsehunternehmen in Bayern machen 52 Prozent der Gesamterträge des privaten Rundfunks in Deutschland aus. Im Fernsehen beträgt der Anteil sogar 54 Prozent. Von den knapp 10.000 Mitarbeitern im privaten Rundfunk in Deutschland sind fast 40 Prozent in bayerischen Rundfunkunternehmen beschäftigt.
Diese Position zu halten, ist auf Dauer nicht einfach, da sich die Medien sukzessive ins Internet verlagern. Unter dem Druck und der Dynamik des Internets wird es nicht nur für die Printmedien, sondern auch für Fernsehen und Hörfunk in Zukunft schwierig, die bestehende Position im Medienmarkt zu halten.
Dagegen entwickelt sich die digitale Wirtschaft im Internet mit enormer Dynamik. Sie ist geprägt von neuen Technologie-Trends und der Veränderung des Nutzer- und Konsumverhaltens. Es ist absehbar, dass die Digitalisierung und Verschmelzung von Technologien, Medien und Wirtschaftsbranchen zu tiefgreifenden Veränderungen führen wird und damit zu hohen Anforderungen an alle Akteure der Wirtschaft, aber auch der politischen Instanzen. Medien, Wirtschaft und Gesellschaft sind grundlegend von der Entwicklung des Internets betroffen.
Diesen digitalen Wandel zu erkennen und zu betreiben, ist von enormer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des klassischen Mediensektors. Eine Transaktion der Geschäftsmodelle ins Web ist auf Dauer unabdingbar. Digitalisierung, Vernetzung, Deregulierung und Veränderung des Mediennutzungsverhaltens begünstigen die Annäherung unterschiedlicher Technologien, Medien und Branchen. Radio-, TV- und Printinhalte werden zunehmend über Onlinekanäle oder mobile Apps genutzt. Zuvor bestehende Systemgrenzen zwischen den Bereichen Telekommunikation, Informationstechnologie, Multimedia, Entertainment und Sicherheitsdienste lösen sich nach und nach auf. Das führt zu einem Zusammenwachsen der Märkte und zum Eintritt neuer Akteure. Was klassische Medien¬unternehmen möglicherweise als Bedrohung ansehen, sollte in einer Gesamtbetrachtung als Chance verstanden werden, da so neue innovative Angebote entstehen können.
Medien, Wirtschaft und Politik können und dürfen sich diesen Veränderungen nicht verschließen. Auch die Akteure in Bayern arbeiten seit einiger Zeit daran, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. So hat z.B. die Bayerische Staatskanzlei Anfang des Jahres 2012 das „Mediennetzwerk Bayern“ initiiert als Nachfolger für das „Cluster audiovisuelle Medien“; der MedienCampus Bayern organisiert seit diesem Jahr das Treffen „Vernetzung der Vernetzer“; der FilmFernsehFonds Bayern fördert neben der Filmwirtschaft seit 2009 auch die Entwicklung von Games; das Center of Digital Technology and Management der TU und LMU bildet bereits seit über 10 Jahren hochbegabte Studenten aus. Die genannten Aktivitäten waren und sind wichtige Schritte, damit Bayern Anschluss hält an die rasante Entwicklung im Medien- und Kommunikationsbereich. Dennoch stellt sich die Frage, ob sie im Vergleich zu den Aktivitäten anderer Standorte ausreichend sind, um im nationalen und vor allem internationalen Kontext ganz vorne zu sein.
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) hat vor drei Wochen eine Studie und ein Positionspapier vorgelegt, in dem es darum geht, wie Bayern erfolgreich digitale Zukunftsfelder erschließen kann. Konzipiert wurde die Studie von Prof. Picot und Prof. Hess von der LMU München. Prof. Hess ist heute hier und wird die Ergebnisse der Studie vorstellen. Natürlich sollen auch diese Ergebnisse Grundlage der heutigen Diskussion sein.
Unser gemeinsames Ziel, auch Ziel dieser Veranstaltung, muss es sein, den Medienstandort Bayern in eine erfolgreiche digitale Zukunft zu führen. Derzeit muss sich Bayern, und im besonderen München, nicht verstecken. Im Gegenteil: Nach den Ergebnissen einer aktuellen BITKOM-Studie, die Anfang vergangener Woche veröffentlicht wurde, ist München die IT-Gründerhauptstadt Nr. 1 in Deutschland noch vor Berlin. Bayern insgesamt steht demnach an der Spitze der Flächenländer, allerdings hinter den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen.
Für die folgenden Stunden wünsche ich uns allen gutes Gelingen.