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BLM-Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des TV-Marktes für die deutsche Filmwirtschaft 1997
BLM-Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des TV-Marktes für die deutsche Filmwirtschaft 1997: TV-Produzenten erwirtschafteten Umsatz von 3,2 Mrd DM München und liegen im Standortvergleich vor Hamburg, Köln und Berlin
Die Produktionsunternehmen der deutschen Filmwirtschaft konnten in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang von der steigenden Nachfrage der privaten Fernsehanbieter nach Auftragsproduktionen, Werbefilmproduktionen und technischen Dienstleistungen profitieren und somit in besonderer Weise an der Expansion des privaten Fernsehens in Deutschland partizipieren.
Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und mit finanzieller Unterstützung des FilmFernsehFonds Bayern im zweiten Halbjahr 1998 durchgeführt hat. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Beschäftigungs- und Wirtschaftsdaten von mehr als 400 filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen in ganz Deutschland erhoben, analysiert und auf der Basis amtlicher Daten hochgerechnet. Im Rahmen der Erhebung wurde eine Einteilung der Produktionsunternehmen nach ihrem Aktivitätsschwerpunkt vorgenommen. Dabei wurden Fernsehproduzenten, Kinofilmproduzenten, Werbefilmproduzenten, Industriefilmproduzenten sowie sonstige Produktionsunternehmen unterschieden.
Nach den Recherchen des DIW gab es in Deutschland im Jahr 1997 rund 4.200 filmwirtschaftliche Produktionsunternehmen. Zusammengenommen erwirtschafteten diese Unternehmen 1997 einen Umsatz in Höhe von 10,7 Mrd DM. Die Zahl der Erwerbstätigen lag bei rund 21.600. Hinzu kamen im Jahresdurchschnitt noch einmal rund 18.500 projektgebundene freie Mitarbeiter, davon 30 Prozent künstlerisches Personal sowie 2.300 Hospitanten und Praktikanten.
TV-Produktionsumsatz 1997 rund 3,2 Mrd DM
Da im Rahmen der Studie eine Fokussierung auf die TV-Produzenten beabsichtigt war, wurde diese Teilgruppe in der Stichprobe überproportional berücksichtigt. Aus den hochgerechneten Befragungsergebnissen ergibt sich für 1997 ein TV-Auftragsproduktionsmarkt von rund 3,2 Mrd DM. Davon entfielen rund 1,8 Mrd auf Auftragsproduktionen der privaten Veranstalter und 1,4 Mrd DM auf die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Mit einem Umsatz von 3,2 Mrd DM erreichten die TV-Produzenten einen Anteil von rund 30 Prozent am Gesamtumsatz aller filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen; mit 8.200 Erwerbstätigen waren rund 38 Prozent der festen Mitarbeiter aller filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen bei den TV-Produzenten beschäftigt. Mit rund 9.000 projektgebundenen freien Mitarbeitern liegt der Anteil in dieser Kategorie sogar bei fast 50 Prozent.
Die 210 TV-Produzenten, die sich an der Erhebung beteiligt haben, hatten 1997 im Durchschnitt einen Umsatz von 6,6 Mio DM, davon entfielen 93 Prozent (6,1 Mio DM) auf Fernsehproduktionen. Bei den TV-Produzenten mit Schwerpunkt auf der Fiction-Produktion lag der Durchschnittsumsatz 1997 bei 14,8 Mio DM und damit fast vier mal so hoch wie der Umsatz der Non-Fiction-Produzenten mit durchschnittlich knapp 4 Mio DM.
Der Durchschnittsaufwand aller befragten TV-Produzenten lag 1997 bei 6,1 Mio DM. In Relation zum Durchschnittsumsatz von 6,6 Mio DM ergibt sich ein Kostendeckungsgrad von 108 Prozent. Die wirtschaftliche Lage der TV-Produzenten ist in den einzelnen Umsatzgrößenklassen allerdings sehr unterschiedlich: Die Erträge der TV-Produzenten mit einem Gesamtumsatz bis zu 10 Mio DM konnten den 1997 angefallenen Aufwand nur teilweise decken, d.h. diese Unternehmen erwirtschafteten im Durchschnitt negative Betriebsergebnisse. Dagegen war die wirtschaftliche Situation der größeren TV-Produzenten in der Regel sehr positiv. In der Umsatzgrößenklasse von 10 bis 25 Mio DM Jahresumsatz lag der Kostendeckungsgrad bei 131 Prozent, in der Umsatzgrößenklasse mit mehr als 25 Mio DM Jahresumsatz sogar bei 138 Prozent.
Im Rahmen der Studie wurden auch detaillierte Daten zur wirtschaftlichen Lage von Kinofilmproduzenten (rund 390 Unternehmen), Werbefilmproduzenten (145 Unternehmen) und Industriefilmproduzenten (405 Unternehmen) erhoben. Dabei lag der Umsatz der Kinofilmproduzenten bei ca. 440 Mio DM, der Werbefilmproduzenten bei ca. 495 Mio DM und der Industriefilmproduzenten bei ca. 320 Mio DM. Die vier Produzentengruppen TV, Kinofilm, Werbefilm und Industriefilm erwirtschafteten demnach 1997 ca. 41 Prozent (4,4 Mrd DM) des Gesamtumsatzes der filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen in Deutschland. 59 Prozent des Umsatzes entfallen somit auf sonstige Produktionsunternehmen, das sind vor allem technische Dienstleister, Unternehmen ohne eindeutigen Produktionsschwerpunkt sowie Videofilmproduzenten.
Großraum München mit Abstand größter Produktionsstandort
Nach der Umsatzsteuerstatistik haben rund 60 Prozent aller filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen ihren Sitz in einem der vier großen Produktionszentren Berlin, Hamburg, Köln oder München. Gemessen an der Anzahl der angesiedelten Unternehmen steht dabei der Großraum Berlin mit rund 770 Unternehmen an der Spitze, gefolgt von München (700), Köln (590) und Hamburg (500). Hochgerechnet kamen die TV-Produzenten der vier wichtigsten Produktionszentren 1997 zusammengenommen auf einen Umsatzanteil von 76 Prozent und einen Erwerbstätigen-Anteil von 69 Prozent an den deutschen Gesamtzahlen. Unter den vier Standorten führt München vor Hamburg, Köln und Berlin.
- Die Münchner TV-Produzenten erzielten 1997 einen Umsatz von rund 750 Mio DM (Anteil 24 Prozent) bei knapp 1.600 Erwerbstätigen (Anteil 20 Prozent).
- Die Hamburger TV-Produzenten kamen auf einen Umsatz von 690 Mio DM (Anteil 22 Prozent) bei 1.475 Erwerbstätigen (Anteil 18 Prozent).
- Der Umsatz der Kölner TV-Produzenten belief sich auf 550 Mio DM (Anteil 17 Prozent) bei 1.450 Erwerbstätigen (Anteil 18 Prozent).
- In Berlin betrug der Umsatz der dort ansässigen TV-Produzenten rund 430 Mio DM (Anteil 14 Prozent) bei rund 1.100 Erwerbstätigen (Anteil 14 Prozent).
Das relative Gewicht der vier großen Produktionszentren verschiebt sich, wenn man alle filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen betrachtet. Der Abstand von München zu den übrigen drei Standorten vergrößert sich deutlich: Mit über 3,2 Mrd DM entfielen auf die dort ansässigen Unternehmen 30 Prozent des deutschen Produktionsumsatzes. Die rund 5.400 Erwerbstätigen entsprachen einem Anteil von 25 Prozent. An zweiter Stelle liegt Hamburg mit 2 Mrd DM Umsatz vor Berlin mit 0,8 Mrd DM Umsatz und Köln mit 0,7 Mrd DM Umsatz.
Der Standort Köln erzielte allerdings im Vergleich zu den übrigen Regionen seit 1993 die größte Wachstumsdynamik. Nach den Angaben der Unternehmen zum Gründungsjahr waren über 40 Prozent der im Großraum Köln ansässigen Produktionsunternehmen zum Zeitpunkt der Umfrage nicht älter als 5 Jahre. In Berlin betrug dieser Anteil 31 Prozent, in München 25 Prozent und in Hamburg 23 Prozent. Auch im Hinblick der Umsatzerwartungen der TV-Produzenten für 1998 weist Köln das insgesamt positivste Bild in den vier Regionen auf. Dort erwarteten 53 Prozent der befragten Unternehmen gegenüber 1997 eine Umsatzsteigerung. Die Vergleichswerte von Hamburg und München betrugen 50 bzw. 44 Prozent, während in Berlin der Anteil der Unternehmen, die sich Zuwächse versprachen, mit 36 Prozent nur wenig über dem Anteil der Unternehmen lag, die Rückgänge befürchteten (27 Prozent).
Bei der qualitativen Standortbewertung erzielte München mit einer Durchschnittsnote von 1,9 mit Abstand das beste Gesamtergebnis vor Köln mit der Note 2,3. Maßgebend für die Gesamtbeurteilung der Standortqualität waren dabei in der Reihenfolge ihrer Bedeutung folgende Faktoren: Günstige Zukunftsperspektiven als Medienstandort, regionaler Absatzmarkt, günstige Finanzierungsmöglichkeiten vor Ort, regionaler Arbeitskräftemarkt, unkomplizierte Kooperation mit den Behörden sowie allgemeine Lebensqualität und Freizeitmöglichkeiten.
"Ergebnisse belegen die Attraktivität des Medienstandorts Bayern"
Nach Auffassung von BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring belegt die Studie die Attraktivität des Medienstandorts München und Bayern insgesamt. Bei den sechs Standortfaktoren, die von der Studie als relevant ermittelt wurden, liegt München im Urteil der befragten Produzenten entweder an der Spitze (Verfügbarkeit und Qualität des Personals, günstige Finanzierungsmöglichkeiten, unkomplizierte Kooperation mit Behörden, Lebensqualität allgemein) oder auf Platz zwei (regionaler Absatzmarkt, günstige Zukunftsperspektive als Medienstandort). Ring war sich zudem mit dem Geschäftsführer der FilmFernsehFonds Bayern GmbH, Dr. Klaus Schaefer einig, daß zu dem guten Ergebnis auch die hervorragende Arbeit des FilmFernsehFonds beigetragen habe. Der FilmFernsehFonds Bayern, in dem der Freistaat, öffentlich-rechtliche und private Fernsehanbieter sowie die BLM zusammenwirken, verfügt derzeit über ein jährliches Fördervolumen von über 50 Mio DM. Zu seinen Aufgaben gehört die Förderung von Fernsehproduktionen, Kinofilmen und Filmtheatern sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Stärkung des Medienstandorts Bayern. "Die Tatsache, daß die filmwirtschaftlichen Produktionsunternehmen in Deutschland 1997 mit einer Bruttowertschöpfung von 5,25 Mrd DM in etwa den gleichen Wert wie alle deutschen Rundfunkveranstalter zusammen erreichen, zeigt die wirtschaftliche Bedeutung dieser Branche. Die insgesamt positive Entwicklung der letzten Jahre darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß vor allem kleinere und mittlere Unternehmen in hohem Maße von den Fernsehveranstaltern abhängig sind. Ich unterstütze deshalb die Forderung der Produzenten nach einer verstärkten eigenen Vermarktung ihrer Produkte", so Ring abschließend.