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Internet kills the Radio Star? - Radio-Visionär Tom McAlevey: Lokalfunk-Branche muss schnell auf technischen Fortschritt reagieren
Das Internet stellt eine größere Herausforderung für das Massenmedium Radio dar als die Einführung des Fernsehens in den fünfziger Jahren. Das stellte Tom McAlevey, Gründer einer skandinavischen Lokalradio-Familie, auf den BLM-Lokalrundfunktagen fest, die vom 23. bis 24. Mai 2000 im Nürnberger CNN stattfanden. Er appellierte an die bayerischen Lokalfunkmacher, so schnell wie möglich auf den technischen Wandel durch das Internet zur reagieren, ehe der analogen Aussstrahlung durch neue Übertragungstechniken eine potente Konkurrenz erwächst. Die regionalen Stationen wären durch den technischen Wandel besonders betroffen - andererseits hätten gerade sie die Chance, sich schneller als die großen Networks an die neuen Marktbedingungen anzupassen und das Potenzial der Internet-Technologie für sich selbst zu nutzen.
McAlevey ist kein pessimistischer Kulturkritiker, sondern eine lebensfrohe Gestalt der schwedischen Privatradio-Szene, der wegen seines Geschäftssinns und seiner erfolgreichen Konzepte unter Insidern als "Radiokönig von Gotland" gehandelt wird. Der geborene New Yorker strandete 1993 auf einer Motorradtour in Schweden und ersteigerte für 700.000 Mark eine der begehrten Stockholmer Sendelizenzen. Seine erste Station, "Bandit 105.5 the Rock Home of Stockholm" verkaufte er nach zwei Jahren an die CLT und stürzte sich auf neue Projekte: "Radio Lappland" und "Right on Radio". Inspiriert von US-amerikanischen Sendekonzepten stellte "Right On" den schwedischen Markt auf den Kopf und war mit einer Menge Sendungsbewusstsein, kreativen Marketingstrategien, zeitgenössischer Rockmusik und original US-DJs schon vom Sendestart im Juli 1999 an erfolgreich.
Wer weiß, wie lange McAlevey noch als "Radiokönig" gehandelt wird. In naher Zukunft, so der schillernde Selfmademan, könne das Internet ein Medium sein, über das außer Nachrichten auch Musik konsumiert werde. Die Plattenindustrie hat laut McAlevey die Zeichen der Zeit in Form des MP3-Musikformats bereits erkannt und versucht derzeit händeringend, sich auf die neuen Distributionswege einzustellen. Dem analogen Radiorundfunk drohe durch die wachsende Verbreitung des Internets ähnliche Bedrängnis, meint McAlevey, spätestens dann, wenn Internet-Terminals handlich klein und drahtlos angebunden sein werden. Die Chance der Regionalsender bestünde indes darin, sich flexibler und schneller auf die neuen Anforderungen einstellen zu können als die schwerfälligen großen Konzerne. Sie könnten ihr Programm durch attraktive Internetdienste ergänzen.
Schon 2005 werde es 50.000 Internet-Radio-Stationen geben, die den technischen Mehrwert des neuen Mediums nutzten. Für diesen Tag will McAlevey gerüstet sein: Im September geht sein Internetradio www.rightonradio.com an den Start, das ein Meilenstein in der Entwicklung des Internet-Radios werden soll. Über das Konzept verrät er nur so viel, als dass es weit über heutige interaktive Angebote wie MTVs Experimental-Kanal M2 hinausgehen und ihm so viel Geld einbringen soll, dass er sich auf einer Pazifikinsel zur Ruhe setzen kann.