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Sieg bei Radio Siegen und Neustart in den Bergen - Das Lokalradio als Spiegel der Gesellschaft

29.06.2004 | L6 2004

Nicht jedem Trend der Medienwissenschaftler folgen, nicht den Spaß am Radiomachen verlieren, sich wirtschaftliche Freiräume schaffen und bei all dem stets lokal sein und bleiben - das ist das Erfolgsrezept von Radio Siegen, das sein Geschäftsführer Christian Pflug am Dienstag auf den Lokalrundfunktagen in dem Workshop "Lokalität, Glaubwürdigkeit und Hörernähe - erfolgreich Lokalradioprogramme" vorstellte. "Ein gutes Programm entwickelt sich über Jahre und ist auch nicht auf eine Formel zu bringen," meinte Pflug. Und er muss es wissen. Denn schließlich leitet er seit zwei Jahre den mit 45,6 Prozent Marktanteil erfolgreichsten Lokalsender Nordrhein-Westfalens.

"Der Siegerländer hat ´ne eigene Seele," so Pflug. Aus diesem Grunde legt er bei seinen Mitarbeitern und Korrespondenten Wert darauf, dass sie aus dem Sendegebiet stammen. Mit vier Redakteuren und zwei Volontären gestaltet er täglich fünf Stunden Programm, das neben Aktualität, Genauigkeit und wenig Wiederholungen besonders auf die lokale Nähe achtet und ruhig auch mal heimische O-Töne in den Beiträgen zulässt. Das Radio sieht Pflug als Spiegel der Gesellschaft.

"Der Wurm muss nicht dem Angler, sondern dem Fisch gefallen," meint auch Christian Stärkle, CEO der Allmediaconsulting AG, der mit seinem Sender Radio Engiadina auch auf Lokalität setzt, jedoch noch andere Herausforderungen zu erfüllen hat: Sein Sendegebiet umfasst gerade einmal 31.558 Einwohner, die jedoch in den Engadiner Bergen verstreut leben und drei unterschiedliche Sprachen sprechen. Mit einem dreistündigen Programm am Vormittag konnte sich der Sender nicht vom Programm des Schwestersenders Radio Grischa absetzen. Deshalb beschloss er, mit gleichen Budget 24 Stunden zu senden. Um das Programm zu füllen, greift Stärkles Team auf Telefoninterviews, Kooperationsbeiträge mit dem Schwestersender und auf Wiederholungen zurück. Bei der Produktion des Abendprogrammes in rätoromanischer Sprache muss er sich voll auf seine Mitarbeiter verlassen, da er die Sprache selbst nicht beherrscht. Radio Engiadina ist mit seinen zehn Senderstandorten zwar wirtschaftlich noch nicht rentabel, leistet aber gewiss einen großen Beitrag zur Vielfaltssicherung.

Die Musikrichtung scheint bei der Positionierung auf dem Lokalmarkt ebenso wenig eine Rolle zu spielen wie bei Radio Siegen: beide setzen auf das AC-Format, im Engadin mit ein paar italienischen Klängen angehaucht. Ci sentiamo - wir hören uns!

Rückfragen: 29. bis 30. Juni 2004, Telefon: 0911 / 8606 - 4638