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- 2005
Der Grad der Digitalisierung im Kabel muss sich deutlich erhöhen, damit der Fernsehmarkt in Deutschland die notwendigen Impulse bekommt, neue und erkennbare Wachstumspotenziale ausschöpfen zu können. Das war der Grundtenor einer Veranstaltung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in Kooperation mit der Adolf Grimme Akademie im Rahmen des BLM-Forums „Fernsehmarkt im Umbruch“ am 21. September 2005 in München.
Ein Viertel der Haushalte kann zwar in Deutschland inzwischen digitales Fernsehen empfangen, gebremst wird die Digitalisierung aber durch das Kabel. Erst ein Zehntel der Kabelhaushalte hat Zugang zum digitalen Empfang. BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring appellierte deshalb an die unterschiedlichen TV-Marktteilnehmer, die Voraussetzungen für eine schnellere Marktdurchdringung des digitalen Fernsehens im Kabel zu schaffen. Ring forderte mit einer innovativen Entwicklungspolitik, „die bestehende Blockade möglichst rasch zu beenden, damit die Chancen des digitalen Fernsehens in Deutschland in vollem Umfang genutzt werden können.“ Im Gegensatz zum Kabel, wo sich die großen privaten TV-Sender und Netzbetreiber noch nicht auf die digitale Verbreitung haben einigen können, schreitet die Digitalisierung des Satellitenfernsehens zügig voran. Der Satellitenbetreiber ASTRA SES betrachtet sich laut Wolfgang Elsässer, Geschäftsführer der Astra Deutschland GmbH nicht nur beim Digital-TV, sondern auch bei der Durchsetzung von HDTV als Motor.
Anders als in Deutschland, hat sich das digitale Fernsehen in Großbritannien bereits rasant entwickelt. Ben Keen, Chief Analyst Screen Digest aus London, stellte die eindrucksvolle Geschichte der Digitalisierung in Großbritannien vor, wo bereits 60 Prozent der Fernsehzuschauer auf digitalen Empfang umgestiegen sind. Dies habe zu einer wesentlich größeren Programmvielfalt und zu einer höheren Wertschöpfung im TV-Markt geführt als anderswo in Europa.
Vor diesem Hintergrund forderten sowohl Premiere-Vorstandschef Dr. Georg Kofler als auch Jochen Kröhne, Geschäftsführer von Tele 5, und Dr. Manuel Cubero, Vice President Digital TV Kabel Deutschland GmbH, den geplanten Umstieg auf das digitale Fernsehen auf den 31.12.2008 vorzuziehen. Innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren hätten die Kunden ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen. Der reibungslose Umstieg von analog auf digital in den DVB-T-Startregionen habe gezeigt, dass mit einer vorausschauenden Planung dem Zuschauer der digitale Übergang erfolgreich verständlich gemacht werden kann. Einen Umstieg zu Ende 2008 sehen dagegen skeptisch der Programmdirektor der ARD, Dr. Günter Struve („kundenunfreundlich und deutlich zu früh“) als auch Hubertus Meyer-Burckhardt, Vorstand ProSiebenSat.1 Media AG. Meyer-Burckhardt meinte, dass die Digitalisierung sich marktgetrieben durchsetzen müsse und nicht durch Regulierung.
Als weiteren Übertragungsweg für TV- und Multimedia-Angebote wird sich nach Auffassung von Andreas Karanas, Director Business Development Telefonica Deutschland GmbH, DSL in Deutschland rasch durchsetzen. Bereits in fünf Jahren, so Karanas, könnte DSL das Kabel in der Marktdurchdringung überrundet haben. Mit DSL könne vor allem auch das interaktive Fernsehen in Deutschland vorangetrieben werden. Inwieweit DSL als Übertragungsweg das „Nonplusultra“ sein wird, wird sich nach Auffassung der anderen Experten erst noch erweisen müssen. Grundsätzlich konnten sich aber alle Programmanbieter dem – durchaus hintersinnigen - Wunsch von Günter Struve anschließen, „alle marktrelevanten Plattformen benutzen zu können, um Programm anbieten zu können“.
>> Kontakt: Johannes Kors, Tel. (089) 63 808-310, johannes.kors@blm.de