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„Intervideoradiopod“: Neue Angebote, neue Erlöse? - Durch Podcasting und Visual Radio Hörer binden
13.07.2006 | L8 2006
An der gestiegenen Bedeutung online angebotener Audio- und Videodateien ließen Sebastian Breßler und Dirk Martens vom House of Research keinen Zweifel, wenngleich sie auf konkrete Prognosen in Ermangelung einer ausreichenden Datenbasis verzichteten. Bei der Präsentation der Studie „Podcast 2006“ umrissen die Berliner Medienforscher die Situation, in der sich speziell die Radiobranche durch das Aufkommen von Podcasting befindet. Nach Einschätzung von Martens überwiegen die Chancen, die sich in diesem Feld auch für Hörfunksender etwa in den Programmbereichen Nachrichten und Comedy ergeben.
Die Radiomacher verstünden das Online-Angebot von Mediendateien vor allem als Zusatzservice, Maßnahme zur Hörerbindung und als Möglichkeit, mobile Zielgruppen anzusprechen. Podcast jedenfalls wird sich dem House of Research zufolge „mit oder ohne Radio durchsetzen“. Den „treibenden Kräften“ – einer immer stärkeren Verbreitung von mp3Playern und DSL-Flatrate-Tarifen, einer steigenden Angebotsvielfalt und -qualität – stünden als „bremsende Kräfte“ lediglich die üblichen Abnutzungserscheinungen gegenüber.
In Nürnberg berichteten die Radiomacher auf dem Podium denn auch von ihren guten Erfahrungen mit Podcasts. Radio Alpenwelle in Bad Tölz z.B. bietet seinen Hörern Fitnesstipps zum Mitmachen als Audiodatei an. Alpenwelle-Geschäftswelle Jürgen Noppel bezeichnete die neuen Möglichkeiten via Internet oder Handy und ihre Vernetzung mit dem Hörfunk als „Riesenchance“ für das Radio. Michael Praetorius von Antenne Bayern berichtete, dass insbesondere Serviceangebote wie der Gartentipp besonders häufig abgerufen würden. Antenne Bayern geht sogar noch einen Schritt weiter und bietet auch Videocasting an. Praetorius stufte die neuen Angebote nicht nur als Instrument zur Hörerbindung, sondern auch als wichtigen Imagefaktor ein.
Kreativ in Sachen neue Medien zeigt sich auch Radio Hamburg, das durch Hajo Müller vertreten war. So stellt der Sender u.a. Filme vom Geschehen auf öffentlichen Plätzen in Hamburg in seinen Internet-Auftritt, die mit eigens installierten Webcams aufgenommen wurden.
Das Visual Radio-Konzept wurde von Andreas Vollmer vom Stuttgarter Spodradio vorgestellt. Die Radiosendung kann über das Handy abgerufen werden und durch visuell aufbereitete Zusatzinformationen auf dem Display – Bilder, Bio- und Discographien oder Veranstaltungshinweise – ergänzt werden. Nutzen lässt sich zugleich auch die Rückkanalfähigkeit des Mobiltelefons. Die Hörer können flexibel durchs Informationsangebot navigieren oder sich beispielsweise über Votings zu Wort melden. Nutzerprofildaten als Ergebnis dieser neuen Interaktivität sind dabei natürlich auch für die Werbeindustrie von Interesse. Zudem ist die Option, den gerade laufenden Radiosong umgehend auf das eigene Handy herunterladen zu können, geplant.
Sowohl Podcasts als auch Visual Radio bietet Radio Charivari in München an.
Thomas Hagenauer zeigte sich von beiden Trends überzeugt. Zwar stehe man erst am Anfang und könne noch keine aussagekräftigen Daten liefern. Im Hinblick auf eine verstärkte Hörerbindung seinen die ersten Anzeichen aber durchaus positiv.