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Lokalradio erdet - „Glokalisierung“ – Lokalradio zwischen Heimat und World Wide Web
02.07.2008 | L8 2008
„Geschmack ist regional“, deutete Dr. Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut Kelkheim die Trends, „und davon können auch Radiosender profitieren.“ Er zeigte, dass der Medienkonsument von morgen interaktiv, individuell und vor allem emotional ist. Jenseits von Folklore und Volksmusik schätzen gerade junge Menschen Heimatliches im Lokalradio. Was früher als verstaubt und reaktionär angesehen wurde, entwickelt sich vor allem in Verbindung mit dem Internet zu einem neuen Medium. Dieser Wertewandel prägt die Hörfunknutzung in den kommenden Jahren, und deshalb müsse Radio noch näher am Alltag der Rezipienten ausgerichtet sein.
Ein Beispiel aus der Praxis, das den räumlichen Bezug besonders gut illustrierte, zeigte Keri Jones. Er betreut den „kleinsten Sender der Welt“ Radio Scilly, der sein Programm für die rund 1.600 Hörer der Scilly-Inseln westlich von Cornwall ausstrahlt. Sein Erfolgsrezept für Lokalradios lautet – egal, welches Budget zur Verfügung steht: „Machen Sie Ihre Hörer zum Star und bieten Sie lokale Inhalte an, die das reale Leben wiedergeben.“ Bei einem derart begrenzten Markt für örtliche Informationen wird die Nachrichtenredaktion schon mal in die Kneipe verlegt, und Werbemaßnahmen beschränken sich auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der Inselbewohner. Kreativität, so Jones, bleibe gerade bei den Machern von Lokalmedien die wichtigste Stärke. „Wer sich allein auf Musik im Formatradio verlässt, wird in der Hinsicht verlieren“, erklärte er.
Klaus Seeger, Programmleiter von Radio 8 in Ansbach, verglich Lokalradios mit „Nachrichtenanbietern mit Navigationsgerät“. Angesichts der immer größer werdenden Datenflut, die täglich auf Menschen einströmt, leistet Radio Orientierung und Service. Wo räumliche Identität und Vertrautheit verlorengehen, mobilisiert lokaler Hörfunk Massen und lässt die Bürger an der Lokalpolitik teilnehmen. Zum wiederholten Mal zeichnete die Jury des BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreises Radio 8 deshalb mit dem BLM-Hörfunkpreis aus, beispielsweise für die Serie „Ortstermin“, die Bürgern die Gelegenheit gab, Kritik und Lob zu äußern.
Politiker und Bürgermeister nahmen im Rahmen einer Live-Sendung dazu Stellung. Ohne die große weite Welt auszuschießen, war Radio 8 damit nah am Hörer und stieß auf dankbare Menschen aus der Region, weil der Sender sich für ihre Belange einsetzte.
Radio mit weniger Format und Plan, aber mehr Herz forderte Seeger von seinen Kollegen. Sein Credo für Lokalradio: „Spaß hört man.“
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