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Marktpotenzial für Online-Videos reicht für alle Anbieter - Keine Konkurrenz zwischen Print und Lokal-TV im Internet

02.07.2008 | L5 2008
Die regionalen Zeitungsverlage binden zunehmend Video-Beiträge in ihre Online-Angebote ein. Liegt im multimedialen Online-Portal die Zukunft der lokalen Bericht­erstattung? Und geraten Lokal-TV-Anbieter durch die neuen Konkurrenten im Inter­net unter Druck? Gerade die Diskussion der zweiten Frage flammte während eines von Bianca Bauer-Stadler, Müller Medien, moderierten Workshops bei den Lokal­rundfunktagen 2008 immer wieder auf. „Wir sind keine Fernseh­leute, wir sind Print­leute“, konstatierte Thomas Gerlach, Leiter des Online-Portals Nordbayern.de (Verlag Nürnberger Presse/ Nordbayerische Verlagsgesellschaft). „Unser Ziel ist nicht, eine Konkurrenzsituation heraufzubeschwören“, bekräftigte er, schon gar nicht mit lokalen Fernsehanbietern. Fernsehen sei immer noch Push-Medium, wäh­rend Zeitung ein Pull-Medium sei. Zielgruppe seien beispiels­weise Nutzer am Arbeitsplatz-PC im Büro, die kurz Zeit haben, einen eineinhalb Minuten langen Video-Beitrag anzuschauen, oder der Zeitungsleser, der zum Veranstaltungs­bericht die Bilder im Netz findet. Für Online-Videos gebe es im Markt genügend Platz für alle Anbieter. Möglicherweise gelte das aber nicht für Live-Fern­sehen.
 
Stefan Tschandl, Redaktionsleiter des jüngst vom Vorarlberger Medienhaus ge­starteten Stand-Alone-Angebots Salzburg24.at, erklärte: „Wir sind YouTube näher als dem Fernseher.“ Die Bildqualität der Video-Beiträge entspreche nicht dem Fern­sehen. Es gehe jedoch darum, schneller mit Neuigkeiten online zu sein als das klassische Fernsehen.
 
Auch den lokalen Fernsehsendern bietet das Internet neue Potenziale. Ulrich Gehrhardt, Geschäftsführer von münchen.tv, erklärte, dass neben Streaming vor allem der On-Demand-Bereich zukunftsweisend sei: „Jede Sendung, die wir produ­zieren, steht im Internet zum Abruf zur Verfügung. Damit schaffen wir zusätzliche Reichweite.“ Auf diese Weise könnten Lokal-TV-Anbieter junge Zu­schauer errei­chen und in Zukunft Geld verdienen.
 
„Wir arbeiten zu 99 Prozent mit Inhalten, die wir auch im TV-Bereich verwenden“, berichtete TV.Berlin-Geschäftsführer Hans Kuchenreuther über die Internet-Aktivi­täten des Lokalsenders. Der Grund: Zwischen 85 und 90 Prozent der Inhalte, die auf YouTube genutzt würden, seien professionelle Inhalte. Darüber hinaus befür­wortete Kuchenreuther auch Kooperationen mit Verlagen: „Ich denke, dass es sinn­voll ist, mit den regionalen Zeitungsanbietern zusammenzuarbeiten.“
 
Klaus Ebert, Geschäftsführer von Axel Springer Digital TV in Berlin, wies daraufhin, wie schwer es derzeit sei, Videos im Internet zu vermarkten. Viele Anbieter argu­mentierten immer noch mit Klicks, obwohl Videos anders genutzt würden als zum Beispiel Bilder. Er setzt auf entsprechende Kooperationspartner: „Wenn sie einen Nischeninhalt möglichst weit verbreiten wol­len, dann bietet Ihnen Google dazu das richtige Werkzeug.“ Man müsse auch Videos mit möglichst vielen Such­begriffen versehen, um Reichweite zu erzeugen.
 
Auf die Frage nach der Refinanzierung antwortete Thomas Gerlach von Nord­bay­ern.de: „Es geht nicht in erster Linie um kurzfristige Monetarisierung, sondern es geht um Reichweite.“ Fer­ner sei erforderlich, dass die Online-Vermarktung standar­disiert werde, um dort auch mit Umsätzen im Cent-Bereich Geld verdienen zu kön­nen. Stefan Tschandl sah die Refinanzierungschancen von Salzburg24.de positiv. Die Videoproduktion sei nicht teuer, da sie keine TV-Qualität habe.
 
Klaus Ebert von Axel Springer sagte hingegen: „Die Kosten sind exorbitant und sie sind auch nicht refinanzierbar zur Zeit.“ Das hänge mit noch zu hohen DSL-Flat­rates in Deutschland sowie mit der fehlenden Versorgung der Landbevölkerung mit schnellen Internet-Zugängen zusammen.
 
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