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- 2009
BLM präsentierte neueste Forschungsergebnisse ihrer Konvergenzstudie - Mitmach-Internet Web 2.0: Artikulationsformen Jugendlicher in der konvergenten Medienwelt
Das „Mitmach-Internet“ wartet mit neuen Möglichkeiten auf: Jugendliche können in Web 2.0-Angeboten eigene Werke produzieren, sich selbst präsentieren und sich mit anderen austauschen. „Wie zeige ich mich selbst und was kann ich?“ ist in der heutigen Jugendgeneration eine wichtige Frage geworden. Eine besondere Auffälligkeit: In ihren Selbstdarstellungen beziehen sich die Heranwachsenden häufig auf massenmediale Inhalte und stellen diese in neue Zusammenhänge.
Im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in einem umfassenden Forschungs-Praxis-Projekt untersucht, wie Heranwachsende das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplattform nutzen. „Die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien, die von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, erfordert eine Forschung, die stets am Puls der Zeit bleibt“, so Prof. Dr. Ring, der Präsident der BLM. „Mit den einzelnen Untersuchungsabschnitten der Konvergenzstudie, von der nun bereits der fünfte Teil vorliegt, ist es uns gelungen, stets auf aktuelle Medienentwicklungen zu reagieren“.
Die Ergebnisse der Untersuchung mit dem Titel „Web 2.0 als Rahmen für Selbstdarstellung und Vernetzung Jugendlicher“ wurden am 14. Mai 2009 in der BLM präsentiert. Der Ergebnisbericht steht als Download unter www.blm.de und www.jff.de zur Verfügung.
Weit mehr als SchülerVZ – jede Menge jugendrelevanter Plattformen
Analysiert wurden insgesamt 97 Plattformen und daraus 26 Selbstdarstellungen von 14- bis 20-Jährigen. Dabei gelang es, das Feld jugendnaher Internetplattformen zu strukturieren und die Ausdrucksformen der Jugendlichen zu systematisieren.
Eigenproduktionen der Heranwachsenden stehen z.B. bei flickr.com deutlich im Zentrum. Kreativität findet Ausdruck im eigenen Stil der Fotografien, in der Wahl der Motive oder auch in der Bearbeitung der Fotos. Aber auch bei youtube.com, myspace.com und bloggospace.de finden sich Darstellungen, bei denen Selbstgemachtes eine große Rolle spielt. Die Verarbeitung von Musik und Bildern ist hierbei von zentraler Bedeutung und erweitert das Artikulationsspektrum der Jugendlichen.
Auf alle Fälle multimedial – Massenmedien als Fundus der Selbstdarstellungen
In ihren Profilen drücken die Jugendlichen vielfältige Themen und Interessen aus und wenden sich dabei an eine breite Öffentlichkeit:
- "Mit vielen bekannt sein“ ist zu einer Art neuem Wert geworden. Die Jugendlichen stellen sich im Kreis ihrer Freunde und Freundinnen dar, sie wenden sich an ihre Peergroup und sind auf der Suche nach neuen Kontakten.
- Jugendkulturelle Themen wie Musik sind weitere wichtige Inhalte, über die sich die Heranwachsenden darstellen und über die sie mit anderen ins Gespräch kommen. Sie verorten sich in spezifischen Szenen, bekennen sich als Fans oder stellen ihre eigenen Talente etwa als Musikschaffende ins Zentrum.
- In ihren Beiträgen setzen die Heranwachsende persönliche Akzente, z.B. indem sie über den Musikplayer auf myspace.com den eigenen Musikgeschmack demonstrieren. Mit Fotos oder Videos machen sie deutlich, wofür sie sich interessieren und was ihnen wichtig ist. Das Spektrum ist deutlich geprägt durch die Verwendung von Bildern, Tönen und Symbolen.
- Die Weiterverarbeitung von massenmedialen und anderen fremdproduzierten Inhalten zu eigenen „Werken“, zu sogenannten Mash-Ups oder Collagen, ist eine sehr prominente Variante, um sich selbst sowie eigene Sichtweisen oder Positionen öffentlich zu machen. Massenmediale Angebote wie Fernsehsendungen, Videos, Musiktitel oder Versatzstücke daraus fungieren dabei als Mittel der Selbststilisierung.
Zwischen subjektiven Freiheiten und unklaren Regeln
Die Jugendliche stehen mit ihrem Handeln im ‚Mitmach-Internet’ in neuen Spannungsfeldern:
- Ihrem Wunsch nach sozialer Einbettung können sie im Internet nur nachkommen, wenn sie auch Informationen von sich preisgeben. Damit laufen sie Gefahr, identifizierbar zu werden und setzen sich diversen Risiken aus.
- Wie viel sie von sich preisgeben, haben sie nicht allein in der Hand: Auch andere stricken mit ihren Beiträgen, z.B. Kommentaren, Referenzseiten etc. an den individuellen Selbstdarstellungen mit und verbreiten sie weiter.
- In ihrer individuellen Artikulation stoßen die Jugendlichen an Vorgaben und Grenzen, die einerseits von den Plattformen, andererseits von rechtlichen Gegebenheiten gesetzt werden: Für ihren persönlichen Ausdruck über Bilder, Fotos, Musik etc. finden die Heranwachsenden ein großes und verlockendes Materialangebot vor, das sie als Patchwork neu zusammensetzen, verändern und weiterverbreiten. Die Regeln, wie sie sich aus diesem Angebot bedienen dürfen, sind ihnen teils nicht transparent, teils ignorieren sie diese bewusst, weil „es ja alle so machen“.
Damit Heranwachsende sich über die Konsequenzen ihres Handelns klar werden können, ist die Pädagogik gefordert. Die Studie hat mit den integrierten Web 2.0-Werkstätten erste Wege gezeigt, die fortgeführt werden können.