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Medienerziehung in der Schule – praxisnah veranschaulicht - 15. Fachtagung des Forums Medienpädagogik stößt auf großes Interesse

23.10.2009 | 57 2009

Wie eine sinnvolle Medienerziehung in der Schule aussehen kann, erlebten gestern mehr als 130 Fachbesucher auf der 15. Fachtagung des Forums Medien­pädagogik in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Der Titel der Fachtagung „Surfen. Zappen. Daddeln. Medienkompetenz durch die Schule“ verdeutlichte bereits, dass medienkompetente Nutzer längst mehr können müssen als lesen, schreiben und mit dem Computer umgehen.

Medienkompetenz sei eine Schlüsselqualifikation in der Informationsgesellschaft, betonte BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring in der Begrüßung. Um der Bedeutung dieser Schlüsselkompetenz gerecht zu werden, müsse nun überlegt werden, wie sich Medienerziehung noch effektiver in den Schulalltag integrieren lasse. Beispiele dafür solle die Fachtagung zeigen.

Als „Megathema“, das nicht nur zum Alltag gehören sollte, wenn Gewaltexzesse geschehen seien, bezeichnete der Bayerische Staatsminister Siegfried Schneider die Medienkompetenz. Diese gezielt zu stärken, habe der „Medienführerschein Bayern“ zum Ziel. Ausdrücklichen Dank richtete er an die von der BLM gegründete Stiftung Medienpädagogik Bayern, die in der Entwicklungsphase wesentliche Unterstützung geleistet habe. Sie soll nach der Aussage des Medienministers Koordinierungsaufgaben für den Medienführerschein übernehmen.

Nach der medienpolitischen Einführung erörterte Kathrin Demmler, stv. Direktorin des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, die wissenschaft­lichen Grundlagen zur Medienkompetenzförderung in der Schule. Diese erfordere folgende Voraussetzungen: die Entwicklung altersdifferenzierter medienpädago­gischer Konzepte, die verbindliche Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, das zeit­nahe Aufgreifen aktueller Medienentwicklungen, die Vernetzung von Erziehungs­feldern, die kontinuierliche Unterstützung der Eltern und das Ernstnehmen der Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen.

Wie die von Demmler geforderten Konzepte im Schulalltag umgesetzt werden können, veranschaulichten Pädagogen aus verschiedenen Schulstufen an Unter­richtsbeispielen. Medienkompetenz-Einheiten werden fächerübergreifend bzw. integrativ eingebunden. Diese Integration biete zwar eine Chance, aber leider auch die Möglichkeit, sich gar nicht zu engagieren, bedauerte Vanessa Zimmek, medienpädagogisch- informationstechnische Beraterin (MIB) für die Grund- und Hauptschulen in München. Sie hatte Beispiele aus einer Grundschule mitgebracht, u.a. die Gestaltung einer eigenen Schul-Homepage. „Das passiert alles in 29 Wo­chenstunden“, betone Zimmek auf Nachfrage, um dem häufig vorgetragenen Argument des Zeitmangels entgegenzutreten. Schließlich umfassten diese Ein­heiten auch Lerninhalte aus verschiedenen Fächern wie Deutsch, Musik oder Heimat- und Sachkunde.

Ein fächerübergreifendes Hörspielprojekt aus einer 2. Jahrgangsstufe in Nürnberg („Das Schokoladenmännchen“) stellte Sabine Reichel vor. Für dieses Projekt gingen die Grundschüler mit viel Spaß auf Geräuschejagd, wandelten ein Märchen zu­nächst in eine Fotogeschichte um und produzierten daraus ein Hörspiel. Reichel hat bereits mehrere Radioprojekte mit verschiedenen Klassen umgesetzt und wies ihre Kollegen und Kolleginnen im Publikum darauf hin, dass die BLM-Initiative „Schul­radio Bayern“ die Möglichkeit biete, Schulradio-Coaches zu buchen. Wichtig bei dieser aktiven Medienarbeit sei es, so Reichel, das Produkt auch zu senden, bei einem lokalen Radiosender, über das Internet oder zumindest über die Schulsprechanlage.

Die Arbeit mit der Videokamera demonstrierte Gisela Stanglmeier, MIB für die Grund- und Hauptschulen in Weilheim-Schongau. Der Kurzfilm „Angeschmiert“ ist in einer Panzberger Hauptschule aus konkretem Anlass entstanden, nach einer unerlaubten Graffity-Aktion auf der Schulwand. Die Videoarbeit habe gleich mehrere Lernziele integriert: das Einüben verschiedener Ausdrucksmöglichkeiten, Technik und Organisation, juristische Recherche (Drehgenehmigungen etc.), das Erleben der eigenen Sprache und die Schärfung des Bewusstseins für Urheber­rechte. Außerdem seien bei so einer Arbeit die Schlüsselqualifikationen Team­arbeit, Ausdauer, Konzentration und Kompromissbereitschaft gefragt.

Sehr anschaulich schilderte eine Schülerin aus Bamberg die Entstehung eines weiteren Medienkompetenz-Projektes zu Communities und Online-Plattformen, das „Netzgänger“ heißt. Darin sollen Peers im Hinblick auf die Internetnutzung Medien­kompetenz im Schulalltag an Gymnasien (v)ermitteln. Zu diesem Projekt führte die Einsicht, dass Inhalte in sozialen Netzwerken wie „SchülerVZ“ eben doch nicht so geschützt sind, wie es die meisten Nutzer/innen vermuten. Roman Eberth, MIB für die Gymnasien in Oberfranken, hatte den Schülern und Schüle­rinnen geholfen, aus Fehlern zu lernen und diese Erkenntnisse im Rahmen eines Projektes sinnvoll an andere Mitschüler/innen weiterzugeben.

Wie Politik und Gesellschaft dazu beitragen könnten, die Medienerziehung in der Schule zu unterstützen, wurde unter der Moderation des BLM-Medienratsvor­sitzenden Dr. Erich Jooß auf dem Podium diskutiert. Verena Weigand, Vorstand der Stiftung Medienpädagogik Bayern, betonte: „Auch wenn Grundschullehrer mit vielen Anforderungen und Themen konfrontiert sind, hoffen wir, dass der Medien­führerschein angenommen wird.“ Max Schmidt, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, lobte den Medienführerschein als wichtigen Schritt, der von den Philologen unbedingt unterstützt werden müsse. Helmut Wöckel, Vorsitzender der Freien Evangelischen Elternvereinigungen Bayern, gab zu bedenken, dass Medienerziehung generell ein dynamischer Prozess sei, in den die Eltern noch viel stärker eingebunden werden sollten als bisher.

Das Handout zur Tagung finden Sie auch im Internet unter: www.blm.de


>> Kontakt: Bettina Pregel, Tel. (089) 63808-318, bettina.pregel@blm.de