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Allianz der Unterstützer „breiter als Allianz der Verhinderer“ - BLM-Forum verdeutlicht Erfolgskurs von Digitalradio

18.07.2012 | 42 2012

Networking im Literaturhaus München: Zum BLM-Forum „Digitalradio 2012 auf +Kurs“ trafen sich gestern Sendervertreter, Gerätehersteller, Marketingexperten, Netzbetreiber und Regulierer, um knapp ein Jahr nach dem Start der bundesweiten Digitalradioprogramme im DAB+ Standard die aktuelle Lage zu diskutieren. Dem Fazit von Willi Schreiner, Geschäftsführer Digitalradio Deutschland, konnten sich alle anschließen: Die Allianz der Unterstützer von Digitalradio wird zunehmend „breiter als die Allianz der Verhinderer“. Knackpunkte wären allerdings noch die Präsentation im Handel und die mobile Nutzung im Auto. 

Der Handel, so Michael Reichert, Leiter des Projektbüros Digitalradio, sollte bitte Radios verkaufen und „keinen Verbreitungsweg“. „Auf die Inhalte kommt es an“, betonte Reichert und begründete den jetzigen Erfolgskurs von Digitalradio im DAB+ Standard mit einem Lerneffekt aus den letzten Jahren: „Wir haben endlich gelernt, die Technik dem programmlichen Mehrwert unterzuordnen.“ Als dringende Aufgabe bezeichnete er die Überzeugungsarbeit bei der Autoindustrie. Die mobile Nutzung sei die Schlüsselnutzung für Digitalradio. Doch mit Blick auf die Autoindustrie müsse noch „ein dickes Brett gebohrt werden“.

Nachholbedarf in puncto mobile Nutzung bestätigte auch die BR-Produktions- und Technikdirektorin Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer. Digitalradio im Auto koste derzeit ab Werk um die 300 Euro und sei als serienmäßige Ausstattung nicht so schnell zu erwarten. Lieferbar sei Digitalradio nur bei 41 Prozent der Automobilhersteller, 38 Prozent der Hersteller hätten es geplant und 21 Prozent würden noch nicht daran denken. Da die i-pod-Generation demnächst ins Berufsleben eintrete, müssten Gerätehesteller und Programmanbieter jetzt auf den Mehrwert durch Zusatzangebote wie Slideshows, Verkehrsmeldungen oder „aufgepeppten Radiotext“ setzen.

Während die Zahl der DAB-Empfangsgeräte im Auto in den letzten zwei Jahren laut der Funkanalyse Bayern 2012 nur um knapp zwei Prozentpunkte gestiegen ist, verdeutlicht das Gesamtwachstum der Geräteausstattung um knapp fünf Prozentpunkte den Aufwärtstrend für Digitalradio, wie BLM-Präsident Siegfried Schneider zum Auftakt erläuterte: 7,7 Prozent der Bevölkerung ab 10 Jahren in Bayern verfügen bereits über einen DAB-Empfang in der Wohnung oder im Auto. Knapp 200.000 Personen hören täglich mindestens ein Digitalradioprogramm. Wie alle Diskutanten betonte Schneider mit Blick auf das Nord-Süd-Gefälle in der Digitalradiolandschaft allerdings, dass bei Marktdurchdringung und Nutzung „noch viel Luft nach oben“ sei.

Für Bayern jedoch sind die aktuellen Lageberichte aus landesweiter und aus lokal-regionaler Perspektive sehr positiv. Das zeigten sowohl Helwin Lesch, Leiter der Hauptabteilung Programmdistribution beim Bayerischen Rundfunk, als auch Reiner Müller, Technischer Leiter der BLM, in ihren Präsentationen. Bis zu 40 Programme (bundesweit, landesweit und lokal) sind in bayerischen Ballungsräumen derzeit über DAB und DAB+ empfangbar.

Und wenn der Netzausbau ab 2013/14 planmäßig realisiert wird, soll laut Prognose von Uwe Ludwig, Vertriebsleiter bei Media Broadcast, bundesweit mit 61 Sendern eine Inhouse-Reichweite von 50 Mio. Einwohnern und eine Mobilversorgung von 76 Prozent erreicht werden. Damit der strategische Fokus künftig noch stärker auf den Hörer gerichtet werden könne, arbeite die Media Broadcast derzeit an einer interaktiven Lösung für die Marktforschung, um die Messbarkeit der Kontakte zu verbessern.

Mehr als 200 Gerätetypen, der Absatz von einer Million Empfänger in 2012 (laut Christian Hoppe, Dual), 13 bundesweite Programme, darunter so erfolgreiche originäre DAB+ Sender wie das Fußballradio 90elf, und ein wachsendes Sendernetz sind ein Fazit, das sich sehen lässt. Die Kollegen aus Deutschland hätten in diesem einen Jahr „viel bewegt“, lobte Beatrice Merlach, Leitung des Marketing Commitees vom Steering Board World DMB.

Angesichts so vieler Erfolgsberichte drang die Kritik von Josef Thaler, Geschäftsführer der Werbeagentur sternthaler, am Logo von Digitalradio und dem Slogan „Radio der Zukunft“ kaum durch. Digitalradio sei kein Zukunftsprojekt, sondern Gegenwart und DAB-Geräte im Retrodesign schafften keine Kauflust. Das Marketing müsse mehr der Regel „emotion sells“ folgen und „Begehrtheit statt Bekanntheit“ für die Marke Digitalradio schaffen.

Alle Vorträge und Videos von der Veranstaltung unter www.medienpuls-bayern.de

English Version, Press Release