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Familien leben mit Medien

03.12.2012 | 91 2012

Familienleben heute ist untrennbar mit Medien verbunden. So lautet ein Fazit der 8. Interdisziplinären Tagung zum Thema „Familienleben: Entgrenzt und vernetzt?“, die am Freitag, 30.11.2012 in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) stattgefunden hat. Auf der Tagung wurde der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu den Lebensverhältnissen von Familien heute, auch in Bezug auf den Medienumgang, mit dem Fachpublikum diskutiert und für die Praxis in unterschiedlichen pädagogischen Feldern zugänglich gemacht.

Der Präsident der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien, Siegfried Schneider, eröffnete die Tagung mit einem Verweis auf den schnellen medialen Wandel und verwies auf die immer neuen Herausforderungen, die Familien heute im Allgemeinen und im Hinblick auf Medien im Speziellen zu meistern haben. Felix Barckhausen (BMFSFJ) ging in seinem Grußwort darauf ein, dass die Chancen und die Problemlagen gleichermaßen in den Blick genommen werden müssen. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung zu medienerzieherischen Fragen, die Ressourcenorientierung und die Entwicklung von realistischen Medienerziehungsmodellen sind zentrale, aktuelle Herausforderungen, denen sich auch der vom BMFSFJ initiierte „Dialog Internet“ stellt. Prof. Dr. Bernd Schorb von der Uni Leipzig und Vorsitzender des JFF e.V. nahm die komplexen Familienstrukturen und den vielfältigen Umgang mit Medien in Familien in den Blick und formulierte erste Herausforderungen. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf vernetzte Zugänge zu Familien und intergenerationelle Ansätze.

Familie gibt in vielfacher Hinsicht den sozialen Bezugsrahmen für das Heranwachsen und damit auch für die Medienaneignung in Kindheit und Jugend vor. Auf Seiten der Familie als soziales Gefüge sind in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen zu beobachten: Sie ist heute ein fragiler Sozialraum mit sehr unterschiedlichen Ausprägungsformen, z.B. Alleinerziehende, neue Lebenspartner und Patchwork-Familien, die Generationen und Zwischengenerationen umfassen. Prof. Dr. Wolfgang Lauterbach von der Universität Potsdam differenzierte in seinem Vortrag verschiedene familiäre Lebensformen und die Rolle, die Kinder darin spielen. Auch die Verschiebung der Grenzen zwischen Familie und Beruf, die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Erwerbsleben und der Gestaltung des Familienlebens gehören zu den Bedingungen, die das Zusammenleben rahmen. Dr. Wolfgang Menz (Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, München) ging in seinem Vortrag auf die veränderten Bedingungen in der Arbeitswelt ein und thematisierte Formen mobilen Arbeitens und Fragen nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Auswirkungen auf das Familienleben.

Vor diesem Hintergrund wird das ‚doing family‘ konstante Anforderung des Alltags vieler Erwachsener und Heranwachsender. Insbesondere dort wo Familien nicht am gleichen Ort leben, stellen sich neue Herausforderungen. Dr. Michaela Schier (DJ) beantwortete die Fragen nach den Anforderungen an den multilokalen Familienalltag, wie Eltern und Kindern diese Anforderungen meistern und welche Rolle Medien dabei spielen. Dr. Ulrike Wagner vom JFF – Institut für Medienpädagogik ging der Fragestellung nach dem familiären Medienumgang nach. Anhand von empirischen Befunden zeigte sie die Bedeutung von Medien in unterschiedlichen familiären Beziehungen auf. So ist z.B. die Rolle des Smartphones oder Handys für Kinder klar die eines Spiel- und Kommunikationsgeräts, während Eltern das Handy als Gerät der Kontrolle sehen. Sie verdeutlichte neben den Problemlagen vor allem die Potenziale, die der Medienumgang mit sich bringt. Medien bieten Impulse für die Auseinandersetzung zu Themen und Werten, bergen Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion und Kinder sind häufig dafür verantwortlich, dass neue Medientechnik Einzug in die Familie hält.

Die Tagungsmoderation lag bei Sybille Giel vom Bayerischen Rundfunk, die inhaltlich in die einzelnen Themenbereiche einführte und das Publikum vor allem in der abschließenden Podiumsrunde zum Mitdiskutieren aufforderte. Mechthild Appelhoff von der Landeszentrale für Medien Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik München, Prof. Dr. Helga Theunert von der Universität Leipzig und dem JFF, Heinz Thiery von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. und Verena Weigand von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien diskutierten bestehende Angebote zur Medienkompetenzförderung für Familien. Darüber hinaus wurde formuliert, dass in den aktuellen Familienstrukturen verstärkt Medienerziehungskonzepte für den gesamten Familienverbund entwickelt werden müssen.


>> Kontakt: Dr. Wolfgang Flieger, Tel. (089) 63808-313, wolfgang.flieger@blm.de.