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Wie Startups Erfolgsgeschichte schreiben
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Wie Startups Erfolgsgeschichte schreiben

Tagtäglich begeben sich Gründerinnen und Gründer im Media Lab Bayern auf die Suche nach Antworten auf Fragen, die die Medienbranche umtreiben. Die Erfolgsgeschichten der geförder-ten Startups handeln von mutigen Menschen, die mit einem kniffligen Problem starten, ihre Lösung flexibel den Bedürfnissen des Marktes anpassen und es außerdem verstehen, ihr Angebot zu kommunizieren. Tendenz stellt einige Best Cases vor.

Text Pia Lexa

Wie können Medienhäuser ihre Inhalte auch Menschen mit Leseschwäche zugänglich machen? Wie kann ein markenübergreifendes Newsangebot aussehen, das aus Artikeln Audiocontent macht? Und wie können KI und Geodaten dazu genutzt werden, Content unterwegs auszuspielen? Bereits seit 2015 gibt es das Förderprogramm Media Startup Fellowship des Media Lab Bayern, das zur Medien Bayern GmbH gehört, einer Tochter der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Das Lab hat schon mehr als 100 Start-ups aus dem DACH-Raum für neun Monate begleitet – vom Prototypen bis zum Markteintritt.

Bayern bietet mit vielen erfolgreichen Medienunternehmen, zahlreichen Startup-Organisationen und einer großen Investoren-Szene hervorragende Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer. Aber wie kann eine innovative Idee sich so durchsetzen, dass am Ende die User wirklich profitieren? Dafür gibt es gute Beispiele.

Wie man das Plattform-Problem lösen kann – Articly

Spätestens seit der flächendeckenden Einführung von Paywalls träumen Nutzerinnen und Nutzer davon, alle News-Angebote auf einer Plattform zu finden – ein Spotify für Journalismus, sozusagen. Viele Startups haben sich daran versucht – bisherige Lösungen scheiterten jedoch meist. Plattformen haben mit ihrem zweiseitigen Markt oft ein Henne-Ei-Problem: Damit viele User auf die Plattform kommen und dort bleiben, muss eine kritische Menge an Inhalten zur Verfügung stehen. Für Publisher wird eine Kooperation aber erst dann attraktiv, wenn schon viele Nutzer auf der Plattform sind.

Das Startup Articly hat es geschafft: Es bietet auf beiden Seiten einen entscheidenden Mehrwert, der über das reine Publizieren hinausgeht. In der Articly-App finden Nutzerinnen und Nutzer Zeitungsartikel zum Hören. Den teilnehmenden Medienunternehmen und Kommunikationsabteilungen steht dafür eine breite Palette von Audio-Dienstleistungen zur Verfügung.

Gründer Wolf Weimer leitet heute eine der landesweit führenden Plattformen für Audio-Artikel. Gestartet ist er mit nicht viel mehr als einer Idee, die er mit Support des Media Lab Bayern ausarbeiten konnte. Aus der Vision von damals ist heute nicht nur eine App, sondern auch ein tolles Team und Unternehmen geworden: Durch den Einsatz von professionellen Sprecherinnen und Sprechern sowie eigens trainierten KI-Sprachmodellen ermöglicht Articly den Usern ein einzigartiges Hörerlebnis.

Eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten von Articly ist der Deal mit Investor Carsten Maschmeyer in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Diese Investition verschaffte dem Unternehmen nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch unbezahlbare öffentliche Aufmerksamkeit. Außerdem konnte Articly wichtige Partnerschaften mit Unternehmen wie Audi und der Deutschen Bahn schließen. So kann man Articly nun auch in deutschen ICEs oder im Appstore neuerer Audis hören.

Durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und offensichtliche Mehrwerte gelang es dem Startup, ein breites Netzwerk aufzubauen und mit vielen Publishern zusammenzuarbeiten. Dabei war auch die Geschäftsgründung in München überaus hilfreich: „Bayern bietet ein dynamisches und innovationsfreundliches Umfeld, das für Startups wie Articly ideal ist. Die Unterstützung durch Einrichtungen wie das Media Lab Bayern und die Nähe zu großen Medienhäusern und global agierenden Industrieunternehmen waren entscheidend für unseren Erfolg. Die FAZ hat zu unserer Freude einmal geschrieben, dass sich Tech-Konzerne wie Apple gerne wegen Start-ups wie Articly in München ansiedeln – das gilt aber auch andersherum. München hat sich als Technologie-Hub bewiesen, der maßgeblich zum Wachstum und zur Etablierung unseres Unternehmens beigetragen hat“, sagt Wolf Weimer heute über die Entscheidung, in München zu gründen.

Mit KI zu mehr Inklusion – SUMM.ai

Texte auf hohem Niveau lesen und verstehen zu können, ist eine Voraussetzung, um unzählige journalistische Inhalte im Digitalen nutzen zu können. Aber was ist mit den vielen Menschen, deren Leseverständnis eingeschränkt ist? Das Münchner Startup SUMMM.ai hat hierfür ein KI-gestütztes Tool entwickelt, das automatisch komplizierte Texte in Leichte Sprache übersetzt. Diese barrierefreie und verständliche Sprachform ermöglicht es Behörden und Unternehmen, ihre Inhalte leichter zugänglich zu machen und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Durch den Einsatz dieser Technologie können sie Zeit und Kosten sparen, die sonst für manuelle Übersetzungen erforderlich wären.

Trotz anfänglicher Herausforderungen gelang es SUMM.ai, eine siebenstellige Finanzierungssumme einzusammeln und das Geschäft erfolgreich zu skalieren. Als mehrheitlich weibliches Team mit einem klaren sozialen Anliegen hatten sie beim Fundraising zwar statistisch gesehen einige Hürden zu überwinden, doch durch ihre überzeugende Geschäftsidee und ihr unternehmerisches Geschick konnten sie Investoren von ihrem Potenzial überzeugen.

Die Unterstützung durch das Münchner Ökosystem, insbesondere durch Programme wie das Media Startup Fellowship des Media Lab Bayern und UnternehmerTUM, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Die Idee für SUMM.ai entstand noch während des Studiums. „München ist perfekt für den Aufbau eines erfolgreichen Business direkt nach dem Uni-Abschluss“, findet SUMM.ai-Gründerin Flora Geske. „Hier gibt es genau den Support, den wir gebraucht haben.“

Content und Geodaten: eine Erfolgsstory made in Bayern – Locco

Inhalte im Netz sollen nicht nur maximal zugänglich sein, sie müssen auch unterwegs funktionieren, seit mobile Endgeräte den Großteil unseres Medienkonsums ausspielen. Die Idee, Content und Geodaten zu kombinieren und je nachdem, wo die User sich gerade befinden, auszuspielen, haben schon viele getestet. Viele scheiterten daran, genügend Nutzerinnen und Nutzer zu erreichen, andere konnten die Menge an Content, die es braucht, um hier konkurrenzfähig zu sein, einfach nicht bewältigen.

Das Startup LOCCO hat kreative Wege gefunden, die Idee zum Erfolg zu bringen. Ziel des Münchner Teams ist es, Autofahrten abwechslungsreicher zu gestalten, indem am Live-Standort von Nutzerinnen und Nutzern kurze Audios zur Umgebung ausgespielt werden. Die Nutzer erhalten dabei nicht nur interessante Informationen über ihre Umgebung, sondern auch Empfehlungen für Zwischenstopps entlang ihrer Route. Durch diese interaktiven Audioguides möchte LOCCO eine neue Art des Reisens ermöglichen.

Aus Fehlern lernen und am richtigen Standort gründen

Was für viele Gründende gilt: Egal, wo man startet – nur wer schnell Fehler macht und sich flexibel anpasst, kann sich behaupten. Auch LOCCOS heutiger Erfolg ist einer steilen Lernkurve und der schnellen Anpassung der Geschäftsstrategie zu verdanken. Die erste Produktversion war eine App für München, in der das Team in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten Audios zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten auf einer Karte hinterlegt hatte. Schnell stellte das Team fest, dass in diesem Szenario eine enorm hohe Abdeckung von Städten schwierig ist, und dass es für viele User näher lag, Sehenswürdigkeiten einfach zu googeln.

Das Team orientierte sich im Media Startup Fellowship um und stellte fest, dass es viele Personen gibt, die während der Autofahrt nach Informationen zu Dingen suchen, an denen sie vorbeifahren. Während der Fahrt haben sie aber keine Möglichkeit, sich zu informieren – zumindest, wenn sie sich weiterhin auf die Straße konzentrieren wollen. So verpassen sie spannende Geschichten, Informationen und Ausflugsziele in ihrer unmittelbaren Umgebung. Gleichzeitig suchen Automobilhersteller nach neuen Services, um ihren Kundinnen und Kunden eine holistische Erfahrung zu bieten und entwickeln ihre eigenen App Stores. Für diese suchen sie Services, die während der Fahrt genutzt werden können.

Dank generativer KI und der starken LOCCO-Community können die Inhalte nun deutlich schneller produziert werden. Während die Mobile App weiterentwickelt wird, arbeitet das Team nun mit einem deutschen Automobilhersteller daran, diesen Service in das In-Car Infotainment zu integrieren.

„Bayern bietet eine perfekte Kombination aus Industrie & Startup-Szene, die hier besonders schnell wächst und tolle Möglichkeiten zum Netzwerken bietet“, resümiert Karlotta Kutscher. Sie hat die Idee für die Kombi von Content und Geodaten zusammen mit Johannes Richter zur Ausgründung gebracht. Nicht zuletzt profitiere LOCCO von den vielen Startup-Organisationen, die das bayerische Ökosystem zu bieten habe, so Johannes Richter: „Auch wenn wir es zum Zeitpunkt der Gründung noch nicht vollumfänglich realisiert haben, war es für uns eine wichtige Entscheidung, in Bayern zu gründen. Unsere Reise begann mit dem XPLORE-Programm der TU München, in dem wir bereits mit vielen Experten aus der Gründerszene in Kontakt kamen. Es folgten viele spannende Events, Messen und nicht zuletzt das Förderprogramm des Media Lab Bayern, ohne das wir sicher nicht die Ausdauer gehabt hätten, unser Unternehmen weiterzuentwickeln.“

Bild Pia Lexa
Pia Lexa arbeitet als Teamlead Program im Media Lab Bayern in München. Zuvor war sie als Freelancerin u.a. für Redaktionen und eine Public Relations-Agentur tätig.
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