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„jung. engagiert. online“
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„jung. engagiert. online“

Von TikTok bis zum Netzwerk von Jugendleitungen: BLM und Jff starten neues Medienkompetenz-Projekt

Die Welt wird vor allem eins: immer schneller,  immer digitaler und immer stärker geprägt durch Social Media. Zwischen unterhaltsamen Posts wie Pranks oder Lets-Plays kann sich deshalb auch schnell Unbehagen breitmachen. Um junge Menschen im Netz  zu unterstützen, haben die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) und das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring (BJR) das Projekt „jung. engagiert. online“ ins Leben gerufen.

Text Lukas Kroll

Von WhatsApp über Instagram bis zu TikTok – laut der JIM-Studie 2023 verbringen 12 bis 19-Jährige durchschnittlich 224 Minuten täglich online. Damit einher geht geballter Content auf verschiedenen Social-Media-Plattformen. Folgen können übermäßiger sozialer Vergleich mit anderen, Cybermobbing, Reizüberflutung durch eine Fülle an Informationen oder die Jagd nach Likes und positivem Feedback sein. Zudem kommen durch Künstliche Intelligenz (KI) völlig neue Herausforderungen auf die Jugendlichen zu, etwa bei der Frage: Wie erkenne ich, was echt und was falsch ist? 

Jugendliche im Netz unterstützen

Das Projekt „jung.engagiert.online“ soll die jungen Social-Media-User auf Augenhöhe erreichen und ihnen einen bewussten Umgang mit den Sozialen Medien vermitteln. „Die aktuelle JIM-Studie zeigt, dass junge Menschen online jeden Monat zu 58 Prozent mit Fake News in Kontakt kommen, zu über 50 Prozent mit beleidigenden Äußerungen, und fast 20 Prozent werden selber Zielscheibe von Hass im Netz. Wir bekommen von Jugendlichen gespiegelt, dass sie sich bei diesen Themen ein Stück weit alleine gelassen fühlen. Das war für uns der Anlass, mit dem Thema in die Öffentlichkeit zu gehen. Aber so, dass wir die Jugendlichen auch wirklich erreichen“, so BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege. Damit dies gelingt, ist das Projekt in drei Module gegliedert, die die unterschiedlichen Zielgruppen direkt ansprechen sollen.

Für das erste Modul, die TikTok-Redaktion „RISKANTIK“ (eine Kombination aus den beiden Wörtern Risiko und TikTok), fiel der Startschuss am 13. März 2024. Ein- bis zweimal im Monat treffen sich Jugendliche aus ganz Bayern im Alter von 13 bis 23 Jahren zu Online-Redaktionssitzungen. Unter Anleitung von geschulten Medienpädagoginnen und –pädagogen werden Themen festgelegt und Videos zu aktuellen Medientrends geplant. Die Redaktion  postet die finalen Clips auf dem offiziellen TikTok-Kanal des Pro-jektes (@tiktokredaktion).

So entsteht eine Reihe von Videos, die über die Gefahren und Risiken der Mediennutzung aufklären, nach dem Motto: „Mach mit! Dreh mit! Gegen Hate und Fake Shit! Lass uns tikTok safer machen“. Durch die Zusammenarbeit im Team lernen die jungen Menschen zudem von- und miteinander, wie man Redaktionspläne erstellt, spannende Themen auswählt, Videos konzipiert, dreht und schneidet. Auf diese Weise wird Medienkompetenz gemeinsam erlebbar.

Philipp Seitz, Präsident des BJR, nennt noch einen anderen Grund, warum das Projekt so wichtig ist: 2021 hätten in einer Befragung 22 Prozent der 12- bis 19-Jährigen TikTok als wichtigste Nachrichtenquelle angegeben. „TikTok, Instagram-Reels oder Youtube-Shorts sind für Millionen junger Menschen täglich genutzte Medien. Für unsere Demokratie ist es deshalb von zentraler Bedeutung, junge User zu einem kritischen und aktiven Umgang mit Social Media zu ermutigen.“

Sicheres Influencing

Damit das gelingt, werden durch das zweite Modul von „jung. engagiert. online“ speziell Mikroinfluencer und Mikroinfluencerinnen angesprochen. Diese sind durch Interaktionen mit ihrer Community täglich mit Hate-Speech, Trolling oder der Verbreitung von Fake News konfrontiert. Zudem sind sie oft Bezugspersonen oder Vorbilder für ihre Fans und werden bei Problemen von ihnen kontaktiert. Umso wichtiger also, dass sie über Medienkompetenz verfügen.

Gemeinsam mit jungen Influencerinnen und Influencern sollen deshalb Rahmenbedingungen ausgearbeitet werden, die erforderlich sind, um ein (Schulungs-)Netzwerk aufzubauen. Herzstück des Moduls ist ein Camp, auf dem sie sich vernetzen, medienrelevante Themen besprechen und sich aktiv in den Prozess der Medienbildung einbringen können.

Jugendleitungen vernetzen

Doch auch für diejenigen, die sich nicht professionell mit Social Media beschäftigen, ist es wichtig, einen sicheren Umgang mit Medien zu lernen. Häufig sind es außerschulische und ehrenamtliche Jugendleitungen, etwa von Sport- oder anderen Freizeitgruppen, die als erste Ansprechpersonen um Rat gefragt werden. Das dritte Modul von „jung. engagiert. online“ will daher ein Netzwerk in Bayern für genau diese Jugendleitungen schaffen. Bislang fehlen Vernetzungsangebote dieser Art, über die sich die Ehrenamtlichen zum Thema Medienkompetenz austauschen können, z.B. über die Frage, wie sich digitale Tools gewinnbringend in die Jugendarbeit integrieren lassen.

„Wir saßen zusammen mit unseren Teams und haben überlegt, wie bekommen wir die Bedürfnisse und Themen so an den Start, dass wir ein Projekt haben, das mit den aktuellen Medienentwicklungen Schritt hält. Wie können wir die Jugendleiterinnen und- leiter also noch besser unterstützen, so dass sie bedürfnisorientiert Unterstützung bekommen“, so Kathrin Demmler, Direktorin des JFF.

Social Media-Plattformen zu nutzen, ist für junge Menschen heute so selbstverständlich wie das Zähneputzen am Morgen und Abend. Weniger selbstverständlich ist dagegen, dass sich die Jugendlichen auf den Plattformen sicher und selbstbestimmt bewegen können. Durch „jung. engagiert. online“ wird ihnen in Bayern nun erstmals ein spezifisches medienpädagogisches Angebot gemacht, das sie in Theorie und Praxis aktiv mit einbezieht und fit für die Nutzung von Online-Angeboten macht. Um den Erfolg der drei Module messen zu können, wird „jung. engagiert. online“ wissenschaftlich begleitet und evaluiert. 

Lukas Kroll
Lukas Kroll ist Fachreferent in der Gruppe Kommunikation der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Sein Spezialgebiet ist Künstliche Intelligenz. Er war zuvor im Verlagswesen und einer Agentur tätig.
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