Lokalradio und Lokal-TV bleiben relevant, weil sie eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft einnehmen. Mit Kooperationen und Offenheit für neue Technologien können sie sich zukunftssicher aufstellen, so das Fazit der 32. Lokalrundfunktage in Nürnberg, zu denen sich die Branche am 25. und 26. Juni 2024 traf. Im Fokus:  Themen rund um Künstliche Intelligenz, Lokaljournalismus und Innovation.

Text Bettina Pregel

„Lokale Inhalte sind nicht nur das Herzstück unserer Gesellschaft, sie sind das Herzstück unserer Demokratie.“ So beantwortete BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege gleich zum Auftakt die Frage, warum lokal eben nicht egal sei.  Lokaler Rundfunk schaffe lokale Identität, spiele eine unverzichtbare Rolle für die ausgewogene Meinungsbildung und wirke Spaltung entgegen, indem er Brücken baue.

Brücken bauen und kooperieren

Brücken bauen und zusammenarbeiten solle die Branche auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs um Medienzeit. „Es ist meine tiefe Überzeugung“, so Schmiege: „In der digitalen, von globalen Playern beherrschten Medienwelt müssen wir altes Konkurrenzdenken hinter uns lassen und gemeinsam eine große Kooperationsoffensive starten. Nur so können wir die Medien und das Lokale in der digitalen Welt stärken.“

Ein Beispiel dafür ist die Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk beim geplanten Ausbildungscampus in München. Der BLM-Präsident ist sich sicher: „Recruiting und Ausbildung sind wichtiger denn je. Investitionen in die besten Talente sind deshalb essenziell.“

Preisverleihung und Funkanalyse Bayern

Zur Talentshow wurde dieses Jahr auch wieder die Verleihung der BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreise, die in 12 Kategorien vergeben wurden. Mit 13.500 Online-Votings konnte beim Publikumspreis ein neuer Rekord aufgestellt werden. Der emotionale Höhepunkt aber war dieses Jahr ein BLM-Ehrenpreis für den Pionier des privaten Rundfunks in Bayern, Gunther Oschmann, Gesellschafter von Müller Medien und Gründer der Neuen Welle. Ein Ehrenpreis, erstmals und extra zum 40-jährigen Jubiläum des privaten Rundfunks in Bayern geschaffen.

Wie unverzichtbar das Qualitätsmedium lokaler Rundfunk im Alltag der Menschen in den Regionen ist, belegten die Ergebnisse der Funkanalyse Hörfunk und Fernsehen Bayern 2024. Sie zeigen: Qualität und Lokalität zahlen sich bei den Reichweiten aus. Vor allem, wenn die Ausbildung stimmt und junge Talente kreativ werden können.

Talentförderung wichtiger denn je

Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Förderung junger Talente hielt Dennis Clark, Vice President of Talent Development bei iHeart­Radio, der aus den USA nach Nürnberg gekommen war. Clark ist überzeugt: „Menschen sind die Zukunft des Radios, denn sie sind das Bindeglied zu den Hörerinnen und Hörern. Und noch nie war die emotionale Verbindung zu ihnen wichtiger als jetzt.” Ähnlich sieht es Audiotainment-Südwest-Geschäftsführerin Valerie Weber: „KI-Personalities binden die Leute nicht ans Radio. Sie schalten ein und sind fasziniert davon, was die Technologie kann – und schalten dann wieder aus.”

Was Künstliche Intelligenz für lokales Radio und Lokal-TV alles leisten kann, zeigte u.a. Innovationsexperte Maks Giordano. In seiner Keynote ermutigte er das Publikum, KI zu nutzen, aber auch genau zu überlegen, wofür sie eingesetzt werden soll. Denn: „Wir überschätzen neue technologische Entwicklungen kurzfristig total, aber langfristig unterschätzen wir sie.”

Was die Zukunft bringt, werden die nächsten Lokalrundfunktage zeigen. Sie finden am 25. und 26. Juni im NCC Mitte der Nürnberg Messe statt.